Einleitung
Im Folgenden finden Sie eine Chronologie zur Biographie von Peter Ochs sowie wichtige Ereignisse der Zeitgeschichte, die das Leben von Peter Ochs und seinen Zeitgenossen geprägt haben. Die biographischen Daten schliessen die Lebensdaten der Eltern, von Familienangehörigen und Freunden ein.
Eltern und Jugend 1749–1769
1748 Oktober 18
Der Frieden von Aachen beendet den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748).
1749
Der Basler Kaufmann Albrecht Ochs (1716–1780), Vater von Peter Ochs, bisher Inhaber einer auf den Handel mit Kolonialwaren spezialisierten Firma in der bretonischen Hafenstadt Nantes, wird Associé der Firma His & fils in Hamburg, der grössten international tätigen Importfirma Hamburgs, deren Inhaber, Pierre His-Chaunel (1692–1760), ein französischer Hugenotte, auch Hofbankier des Königs von Dänemark ist.
1750 März 16
Albrecht Ochs lässt sich in Hamburg nieder und heiratet Madeleine-Louise His (1732–1776), Tochter von Pierre His-Chaunel.
1752 August 20
Während einer Geschäftsreise seiner Eltern kommt Peter Ochs in Nantes zur Welt. Die Eltern lassen den Säugling unter Aufsicht eines Basler Geschäftsfreundes in der Obhut einer Amme zurück, die Peter heimlich katholisch taufen lässt.
1755 Oktober 17
Geburt der Schwester Sibylle-Louise in Hamburg, Peter Ochs befindet sich immer noch in Nantes.
1756–1763 Siebenjähriger Krieg
Grossbritannien/Kurhannover und Preussen auf der einen Seite kämpfen gegen Frankreich, Russland, das Heilige Römische Reich deutscher Nation sowie die österreichische Habsburgermonarchie auf der anderen Seite. Der Krieg erfasst nicht nur Europa, sondern auch die Kolonien in Amerika, Afrika und Asien.
1756
Grossmutter Louise-Madeleine His-Chaunel (1707–1786) holt Peter Ochs in Paris ab, wohin ihn der Geschäftsfreund seines Vaters begleitet hat, und bringt ihren Enkel über Basel nach Hamburg. In Basel wird Ochs am 5. August nach reformiertem Ritus ein zweites Mal getauft. In Hamburg wächst er mit seiner Schwester in grösstem Luxus in einem aufgeklärten, an Mathematik, Naturwissenschaften, Musik, Theater und Literatur interessierten Haushalt auf.
1760 Oktober 10
Tod von Grossvater Pierre His-Chaunel. Grossmutter Louise-Madeleine His-Chaunel übersiedelt mit ihrer Schwiegertochter, die sich von ihrem Ehemann François-Pierre His (Ϯ 1784) trennt, und mit ihrer Enkelin Charlotte-Damaris nach Paris, wo sie einen Salon eröffnet, der auch Verbindungen zum Hof in Versailles unterhält. Albrecht Ochs wird Seniorchef der Firma His &fils, die seiner Frau und seinem Schwager François-Pierre His gehört.
1763
Nach einem Angriff dänischer Truppen drängt Madeleine-Louise Ochs-His ihren Ehemann, mit der Familie in die Schweiz zurückzukehren. Albrecht Ochs beginnt die Rückkehr nach Basel vorzubereiten.
1764 September 17
Albrecht Ochs wird von der Schmiedenzunft in Basel, der er seit 1744 angehört, als Sechser in den Zunftvorstand gewählt und nimmt in Abwesenheit Einsitz im Basler Grossen Rat.
1765
Madeleine-Louise Ochs-His übersiedelt allein nach Basel in den Haushalt ihrer Schwiegermutter Sibylle Ochs-Faesch. Albrecht Ochs bleibt mit den Kindern in Hamburg und beteiligt sich an der Gründung der Hamburgischen Gesellschaft zur Förderung der Künste und nützlicher Gewerbe (Patriotische Gesellschaft) und der «Assecuranz-Compagnie für See-Risico und Feuer-Gefahr».
1766
Peter Ochs tritt in das Hamburger Gesellschaftsleben ein; erst 14-jährig schreibt er eine Komödie, 2 Dramen und das Libretto zu einem Singspiel sowie moralische Dichtungen, die im Freundeskreis und in Salons aufgeführt werden. Er und seine Freunde begeistern sich für den Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock.
1767
Gründung des Hamburger Nationaltheaters durch ein Konsortium, dem auch Albrecht Ochs angehört. Gotthold Ephraim Lessing wird vom Konsortium angestellt und verkehrt im Haushalt Ochs. Peter Ochs gründet mit theaterbegeisterten Freunden eine «Gesellschaft fünfzehnjähriger Jünglinge». Albrecht Ochs kauft während einer Schweizerreise in Begleitung des Baslers Reinhard Iselin, dänischer Staatsrat und Inhaber einer auf den Chinahandel spezialisierten Firma in Kopenhagen, in Basel den Holsteinerhof, den er in den folgenden zwei Jahren neu ausstatten lässt.
1769 Oktober
Längerer Aufenthalt von Albrecht Ochs mit seinen Kindern in Strassburg. Er bahnt die Verlobung seiner Tochter Sibylle mit Baron Philippe-Frédéric de Dietrich (1748–1793) an, Sohn des Comte Jean de Dietrich-Hermanni (1719–1795), eines der grössten Elsässer Grundbesitzers, wichtigen Montanmagnats (Eisenwerke) und einflussreichen Strassburger Politikers.
Besuch in Basel 1769/70
1769 November
Einzug der Familie Ochs im Holsteinerhof in Basel, ohne dass Albrecht Ochs seinen Wohnsitz und seine Tätigkeit in Hamburg aufgibt. Peter Ochs begegnet Isaak Iselin, dessen Freund Johann Rudolf Frey und Pierre Mouchon, Pfarrer der französischen Gemeinde, Seelsorger der Familie Ochs und Lehrer seiner Schwester Sibylle. Peter Ochs wird in die Basler Salons eingeführt, hört aber auch Vorlesungen zum Naturrecht und zur italienischen Literatur an der Basler Universität.
1770
Verlobung von Sibylle mit Philippe-Frédéric Baron de Dietrich in Basel; Peter Ochs macht eine Schweizerreise mit seinem zukünftigen Schwager und reist mit Isaak Iselin nach Bad Schinznach an die Jahresversammlung der Helvetischen Gesellschaft. Nach seiner Verlobung mit Margarethe Wildt, der einzigen Tochter des reichen Seidenbandfabrikanten und Rechenrats Jeremias Wildt-Socin, kehrt Peter Ochs im Herbst mit Vater Albrecht nach Hamburg zurück.
Zurück in Hamburg: 1770–1774
1770
Ochs beginnt eine Handelslehre im Hamburger Familiengeschäft und besucht die 1768 gegründete, reformorientierte Handelsakademie von Johann Georg Büsch, einem Freund seines Vaters, wo er neben kaufmännischen Kenntnissen auch die Grundlagen der Finanz- und Verwaltungswissenschaften studiert; er und seine Freunde gründen die erste Lesegesellschaft Hamburgs.
1771
Ohne Wissen seines Vaters löst Ochs die Verlobung mit Margarethe Wildt auf. Er fühlt sich unwohl in der Handelslehre. Ganz im Geist einer literarischen Avantgarde-Strömung seiner Zeit, der sog. «Empfindsamkeit», konzentriert er sich auf Kunst, Literatur und das Salonleben und regt die Gründung einer «Literarischen Gesellschaft» und einer geheimen Vereinigung zur Pflege der Gefühlskultur und zur Förderung der moralischen Bildung an.
1772
Ochs korrespondiert mit Pfarrer Pierre Mouchon, Johann Rudolf Frey und Isaak Iselin in Basel.
1772 November 11
Heirat von Sibylle Ochs mit Philippe-Frédéric de Dietrich in Strassburg.
1773
Reformfeindliche Entwicklungen im Königreich Dänemark nach der öffentlichen, von aristokratischen Kreisen betriebenen Hinrichtung des bürgerlichen Reformpolitikers Johann Friedrich Struensee im April 1772 verhindern die von Albrecht Ochs geplante Entsendung von Peter nach Kopenhagen als Korrespondent der Firma His & fils. Ochs erhält vom Vater die Erlaubnis, die Handelslehre abzubrechen und in Basel Jurisprudenz zu studieren; er lässt sich in die Helvetische Gesellschaft aufnehmen und bereitet noch in Hamburg den Wechsel an die Universität in Basel vor.
Studienjahre 1774–1778
1774
Ochs reist über Göttingen und Strassburg nach Basel, wo er im Juni eintrifft. Den Sommer verbringt er in Bad Schauenburg mit Lesen und der Betrachtung der Natur. Im August immatrikuliert er sich, hält sich aber häufig in Strassburg bei seiner Schwester auf, deren Salon und Freundeskreis ihm mehr zusagt als die Basler Gesellschaft und Universität. Er beteiligt sich am Aufbau einer der Freimaurerei nahestehenden «Philanthropischen Gesellschaft» in Strassburg, der später auch Isaak Iselin beitritt.
1775
Abschluss der propädeutischen Studien an der Basler Artistenfakultät im Juni. Eine schwere Krankheit veranlasst Ochs, alle seine persönlichen Papiere zu verbrennen. Offizielle Aufnahme in die Philanthropische Gesellschaft in Strassburg im August.
1775–1783
Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg
1776
Ochs schliesst sein Rechtsstudium in Basel mit der Promotion zum Doktor beider Rechte ab. Seine Dissertation zur Verleumdung beschäftigt sich mit der Grundsatz-Frage, warum Recht und Gerichte die natürliche Würde des Menschen schützen sollen. Ochs verreist nach Leiden zur Fortsetzung seiner Studien.
1776 September 18
Ochs erfährt in Leiden durch einen Brief seiner Schwester Sibylle vom Tod seiner Mutter am 10. September in Basel.
1776 Dezember
Aufnahme in die Freimaurerloge «De la Vertu» in Leiden.
1777
Ochs’ Onkel François-Pierre His kompromittiert die Finanzverhältnisse der Familienfirma in Hamburg durch missglückte Spekulationen, vor allem aber durch die kostspielige Verheiratung seiner Tochter mit einem französischen Adligen. Er kauft ihr neben einer standesgemässen Aussteuer auch die französische Schlossherrschaft Sancerre für 1'400’000 Livres, um ihr eine standesgemässe Lebensführung zu ermöglichen.
1778
Albrecht Ochs ruft seinen Sohn aus Leiden nach Hamburg, um sich von ihm als juristischem Berater beim Austritt aus der ins Schlingern geratenen Firma His & fils unterstützen zu lassen, und beendet damit Ochs’ Studienzeit.
Nach Basel 1778–1782
1779
Nach Auflösung der Firma His & fils verlässt Ochs im Mai mit seinem Vater Hamburg und reist über Strassburg und Colmar nach Basel. Er und sein Vater lassen sich endgültig in Basel nieder. Im Juli wird Ochs in die Schlüsselzunft aufgenommen, macht Salome Vischer einen Heiratsantrag und tritt Anfang August mit einem Freund eine Bildungsreise an.
1779 September
In Genf bei Pierre Mouchon erfährt Ochs von der Zusage Salome Vischers; er bricht seine Reise ab und kehrt umgehend nach Basel zurück.
1779 Oktober
Ochs stiftet das Preisgeld zu einer öffentlichen Ausschreibung der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige (GGG) zur Frage, ob Gesetze gegen den Luxus in einer kleinen Republik wie Basel von Nutzen seien. Er wird Mitglied der Preisjury und schreibt als Vorbereitung für die Beurteilung der eingehenden Arbeiten einen eigenen Essay zum Thema.
1779 November 24
Heirat mit Salome Vischer
1779 Dezember
Als Vorbereitung und Einstieg in die Basler Politik beschäftigt sich Ochs intensiv mit der Geschichte Basels und beginnt mit den Vorarbeiten zur «Geschichte der Stadt und Landschaft Basel», der von ihm verfassten, zwischen 1786 und 1822 im Druck erschienenen ersten Basler Kantonsgeschichte.
1780 März
Mit seiner Frau Salome reist Ochs nach Strassburg zu seiner Schwester Sibylle, Vater Albrecht folgt nach; Salome stellt fest, dass sie schwanger ist, und kehrt mit Albrecht, der sich unwohl fühlt, am 3. April nach Basel zurück, während Peter und Sibylle zu ihrer Grossmutter His-Chaunel nach Paris weiterreisen.
1780 April 15
Albrecht Ochs stirbt in Basel; Peter und Sibylle unterbrechen ihren Besuch in Paris und kehren zur Beerdigung nach Basel zurück.
1780 Juni 14
Das erste Amt: Ochs wird Gerichtsherr am Stadtgericht in Grossbasel. Als Gerichtsherr hat er auch Einsitz im Grossen Rat. Er unterstützt mit einer grosszügigen Spende die Wiederaufnahme des GGG-Projekts einer Töchterschule.
1780 Juli
Ochs reist privat als Begleiter der Basler Delegierten an die gemeineidgenössische Tagsatzung nach Frauenfeld, anschliessend unternimmt er eine Fahrt ins Elsass.
1780 September
Ochs nimmt als Beobachter an der Tagsatzung der katholischen Orte in Solothurn teil und macht anschliessend mit seiner Frau Salome eine Schweizerreise.
1780 November 24
Geburt des Sohnes Pierre Albert Ochs (1780–1816)
1781 April
In seiner ersten politischen Publikation verteidigt Ochs anonym in der «Lettre d'un citoyen de Basle» die Beteiligung der Handwerkerzünfte an der Regierung Basels gegen Angriffe aus aristokratischen Kreisen Neuenburgs.
1781 Juni
Eine geplante Europatour mit seiner Frau Salome nach Paris, Hamburg, Berlin und Wien fällt ins Wasser, weil Ochs überstürzt nach Hamburg reisen muss, da sein Onkel François-Pierre His Konkurs gemacht hat. Die Geschwister Peter und Sibylle erleiden bei der Liquidation der Firma des Onkels, in der ihr mütterliches Erbe steckt, erhebliche Verluste.
1781 November/Dezember
Im Rahmen seiner Bemühungen, eine möglichst vollständige Bibliothek zur Basler Stadtgeschichte aufzubauen, kauft Ochs die Manuskripte des Kanzleibeamten und Historikers Daniel Bruckner mit dessen Notizen zur Wurstisen-Chronik und umfangreichen Urkundenexzerpten. In Bruckners Papieren ist auch ein Verzeichnis der Akten des geheimen Stadtarchivs im Rathaus enthalten. Ochs erhält durch die Erlaubnis von Bürgermeister Johannes de Bary als erster Privatmann überhaupt Zugang zum geheimen Archiv der Basler Regierung.
Ratsschreiber 1782–1790
1782 August 19
Als Nachfolger des im Juli verstorbenen Isaak Iselin wird Ochs durch das Los zum neuen Ratsschreiber gewählt, womit er zugleich das Recht erwirbt, sich an Bürgermeister- oder Oberstzunftmeisterwahlen zu beteiligen. Auch in der GGG wird er in direkter Nachfolge Iselins zum Vorsteher gewählt. Ochs übernimmt die Führung der Basler Reformbewegung.
1782 September 19
Geburt von Sohn Georg Friedrich Ochs (1782–1844)
1783 März 10
Eine Intrige gegen Ochs, an der sich auch Teile der Trägerschaft der GGG beteiligen, kompromittiert seine Chancen eines raschen Aufstiegs an die Spitze der Basler Regierung, indem Andreas Merian-Iselin (1742–1811) vom Grossen Rat ohne vorgängige Wahl – in offener Verletzung der bestehenden Wahlgesetze – die «Anwartschaft» auf das Stadtschreiberamt zugesprochen wird. Merian wird damit nicht nur zum politischen Konkurrenten, sondern auch zum direkten Vorgesetzten von Ochs.
1783 April 15
Ochs beteiligt sich ohne Erfolg an einer Oberstzunftmeisterwahl: Er gelangt zwar mit der höchsten Stimmenzahl in die engere Wahl, scheitert aber am Los.
1783 Juni 22
In seiner ersten Rede als Ratsschreiber am Schwörtag auf dem Petersplatz vor der versammelten Bürgerschaft Basels stellt Ochs die eben erst als selbständig anerkannten Vereinigten Staaten von Amerika als Beispiel bürgerlicher Tugend und republikanischer Freiheit vor. Ochs zieht sich von der GGG zurück und übernimmt zusammen mit Daniel Legrand an der Spitze einer elfköpfigen Direktion die Leitung des «Collegium Musicum» (bis 1799), aus der sich die heute noch bestehende Allgemeine Musikgesellschaft entwickelt.
1783 September 3
Der Friede von Paris zwischen Frankreich und Grossbritannien beendet formal den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.
1784 Juli
Reise mit Frau Salome und seinen beiden Söhnen nach Paris auf Einladung seiner Grossmutter; Ochs besucht in Passy Benjamin Franklin, den amerikanischen Botschafter am französischen Hof.
1784 Oktober 23
Geburt von Sohn Wilhelm Ochs (1784–1804)
1785
Ochs schreibt in seiner Funktion als Ratsschreiber – auf der Grundlage seiner ab 1780 erworbenen profunden Aktenkenntnis – ein Rechtsgutachten, das feststellt, dass Kaufleute aus dem Bistum auf Basler Boden nicht von Zöllen befreit seien, wie der Bischof behauptet; er schreibt auch eine Denkschrift über die Doppelbürgerschaft und kritisiert das Auseinanderklaffen von Recht und Praxis – wie vor ihm schon Isaak Iselin –, aber ohne Erfolg. Sein Schwager de Dietrich, ein bedeutender Mineraloge und Bergwerksspezialist, wird Mitglied der Académie française.
1785 November
Das Manuskript des ersten Bandes der Kantonsgeschichte geht in Druck.
1786
Als Delegierter Basels nimmt Ochs an der Tagsatzung in Frauenfeld im Juli und im September in Solothurn teil; sein Schwager Philippe-Frédéric de Dietrich wird dank der Beziehungen von Ochs’ Grossmutter «Secrétaire des Suisses et des Grisons», d.h. Chef der Verwaltung der dem Bruder des französischen Königs Louis XVI, dem Prinzen von Artois, unterstellten königlichen Schweizerregimenter in Paris; Schwester Sibylle lässt sich daraufhin mit ihren 4 Kindern dauernd in Paris nieder.
Herbst 1786
Der erste Band von Ochs’ Kantonsgeschichte erscheint. In der umfangreichen Einleitung entwickelt Ochs seine staatsrechtlichen und geschichtsphilosophischen Ideen. Sie endet mit einem Katalog der «natürlichen» Menschenrechte. Aus Angst vor der Basler Zensur erscheint der Band mit den Druckorten Leipzig und Berlin, wird im Elsass gesetzt, aber von einem Basler Drucker herausgegeben.
1786/87
Nach dem Tod seiner Grossmutter verbringt Ochs den Winter mit seiner Familie in Paris, um seine Schwester zu besuchen und mit seinem Schwager die Erbschaft zu regeln. Er lässt sich von seinem Schwager in die vornehmen Pariser Kreise einführen.
1787 Mai
Ochs’ Versuch, den Mitgliedern der Universität durch die Gründung einer «Zunft zum Lorbeer» Einsitz im Grossen Rat zu verschaffen und damit die Reformkräfte zu stärken, scheitert. Ochs beteiligt sich an der Gründung der Allgemeinen Lesegesellschaft.
1787 August
Als «Syndikator» wird Ochs vom Rat in die «ennetbirgischen Vogteien» im Tessin entsandt, wo er die Verhältnisse in den von der Eidgenossenschaft gemeinsam verwalteten Untertanengebieten näher kennenlernt.
1788 September 28
Geburt von Tochter Emma Ochs (1788–1871)
1789 Mai/Juni
Während einer Badekur in Plombières-les-Bains im Elsass erlebt Ochs die lebhaften Debatten unter den Franzosen, die durch die im Mai nach Paris einberufenen Generalstände und die Forderungen des «Dritten Standes» ausgelöst werden. Beginn der Französischen Revolution in Paris.
1789 Juli 12–14
Ochs ist besorgt, dass die Neutralität der Eidgenossenschaft kompromittiert werden könnte, falls die königlichen Schweizer Regimenter, die unter der Verwaltung seines Schwagers stehen, sich an militärischen Aktionen gegen die Revolution in Paris beteiligten. Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli bestätigt seine Befürchtungen.
1789 Juli 19
In Strassburg kommt es am 19. Juli, wenige Tage nach dem Sturm auf die Bastille in Paris, zu einem Aufstand. Der König entsendet Ochs’ Schwager de Dietrich als «Préteur royale» nach Strassburg. Er wird dort zum Führer der Revolutionspartei.
1789 August
Durch die Revolution verlieren Ochs und die Familie seiner Schwester erhebliche Vermögenswerte, da das His’sche Erbe vor allem in französischen Staatsanleihen angelegt war. Ochs’ Schwager de Dietrich verliert auch die Zehnteinnahmen aus seinen Besitzungen im Elsass. In der «Opfernacht» vom 24. August 1789 verzichtet er auf seine Privilegien und den Adelstitel.
1789 Oktober
In einer Pariser Zeitschrift veröffentlicht Ochs ein Bekenntnis zur Revolution; sein Schwager wird in Strassburg Mitglied des «Club de la constitution».
1789 Dezember
Ochs wird zum Vorsteher der Allgemeinen Lesegesellschaft gewählt.
1790 Februar
Philippe-Frédéric de Dietrich wird zum ersten «Maire» von Strassburg gewählt. Ochs steht in Kontakt mit der Petitionsbewegung der Basler Untertanen in Liestal.
1790 Juni 13
An der von Ochs’ Schwester Sibylle, der «mairesse», inszenierten «Fête de la Fédération» in Strassburg trifft Ochs viele Hamburger Jugendfreunde wieder, darunter auch Georg Heinrich Sieveking, der wenige Wochen später, am 14. Juli 1790, aus Anlass des ersten Jahrestages der Französischen Revolution das legendäre «Freiheitsfest» in Hamburg initiieren wird.
1790 Juni 17
Ochs kandidiert vergeblich für das Amt des Oberstzunftmeisters; sein Konkurrent Stadtschreiber Andreas Merian-Iselin wird vom Los dazu bestimmt.
1790 Juli 6
Geburt von Sohn Eduard, der jedoch am 18. Juli stirbt.
Stadtschreiber 1790–1796
1790 Juli 22
Ochs avanciert zum Stadtschreiber.
1790 August
Ochs erhält den Auftrag, einen Ratschlag zur Aufhebung der Leibeigenschaft im Baselbiet zu verfassen; erst die dritte Fassung wird vom Grossen Rat akzeptiert, obwohl die revolutionären Unruhen im benachbarten Fürstbistum die regierenden Kreise Basels beunruhigen.
1791 Februar/März
Weil er darin eine Verletzung der eidgenössischen Neutralität sieht, die gerade für Basel in seiner exponierten Grenzlage gefährliche Folgen haben konnte wehrt sich Ochs vehement gegen eine Bewilligung des Durchmarschs kaiserlicher Hilfstruppen über Basler Territorium ins Fürstbistum; nach deren Genehmigung reicht Ochs seinen Rücktritt als Stadtschreiber ein, der von der Regierung aber nicht akzeptiert wird.
1791 April 20
Im Auftrag der Basler Regierung reist Ochs nach Paris; um über die Anerkennung der französischen Staatsschulden sowie eine Entschädigung für die durch die Revolution abgeschafften Elsässer Zehnten zu verhandeln. Für das Direktorium der Kaufmannschaft soll er Zollerleichterungen für Basler Kaufleute erreichen.
1791 Juni
In Paris erlebt Ochs den feindseligen Empfang des nach seiner Flucht gefangen genommenen Königs Louis XVI durch die Pariser Bevölkerung. Ochs erkennt richtig das Ende der konstitutionellen Monarchie.
1791 August 29
Rückkehr von Ochs aus Paris. Der Aufenthalt dort hat aus ihm, der vorher die konstitutionelle Monarchie verteidigte, einen überzeugten Republikaner gemacht.
1791 September
Vereidigung als Deputat. Ochs erhält dadurch Einsitz in die Aufsichtsbehörde über die Basler Kirche und das Schul- und Armenwesen. Er wird Präsident der Schulkommission und unternimmt einen neuen Anlauf, die seit Iselins vergeblichen Bemühungen liegen gebliebene Reform der öffentlichen Schulen in Basel voranzubringen.
1791 November
Ochs erhält das Stimmrecht im Geheimen Rat, der eigentlichen Regierung Basels.
1792 Januar
Ochs verhindert die Abberufung des französischen Botschafters François Barthélemy und rettet damit für Basel und die Eidgenossenschaft die Möglichkeit direkter Verhandlungen mit der revolutionären Regierung in Paris.
1792 März 15
Die Basler Regierung beauftragt Ochs, mit dem ihm aus Hamburg persönlich bekannten französischen Aussenminister Charles-François Dumouriez direkt über die Basler Entschädigungsforderungen im Elsass zu verhandeln.
1792 April
In Strassburg wird Ochs’ Schwager de Dietrich zum ersten Mal von den Jakobinern beim Pariser Wohlfahrtsausschuss denunziert. Ochs schickt Aussenminister Dumouriez seine «Observations importantes sur la Suisse», eine Analyse der politischen Situation in der Schweiz.
1792 April 26
Uraufführung der Marseillaise in einer von Ochs’ Schwester arrangierten Fassung im Haus de Dietrich in Strassburg. Ihr Mann Philippe-Frédéric trägt das neue revolutionäre Kriegslied erstmals vor. Sibylle schickt Peter Text und Noten nach Basel.
1792 Mai 15
Geburt von Sohn Eduard (1792–1871)
1792 Mai
Ochs schliesst das Manuskript des zweiten Bandes der Kantonsgeschichte ab, der noch im selben Jahr in Basel im Druck erscheint.
1792 Juni 16
In Begleitung seiner Frau und seines wenige Monate alten Sohnes Eduard besucht Ochs das französische Heerlager in Häsingen, ein Bekenntnis zu Erziehungsideen von Jean-Jacques Rousseau. Das Paar bricht durch dieses Verhalten offen mit der damaligen Sitte der Oberschicht nicht nur in Basel. De Dietrich wird in Strassburg erneut von den Strassburger Jakobinern des Hochverrats bezichtigt, eine Anklage, die jedoch im Juli durch die Pariser Nationalversammlung abgeblockt wird.
1792 August
Philippe-Frédéric de Dietrich bringt die Strassburger Jakobiner endgültig gegen sich auf, als er kurz vor der Absetzung des Königs durch die Nationalversammlung in Paris verlauten lässt, dass Strassburg sich in diesem Fall nicht mehr an die mit dem König Louis XIV abgeschlossenen Verträge und damit an Frankreich gebunden fühle. Kommissare der Pariser Regierung setzen daraufhin die städtische Verwaltung und Gemeindevertretung in Strassburg am 20. August ab. De Dietrich entzieht sich der Verhaftung durch die Flucht.
1792 September
Sibylle und Philippe-Frédéric kommen am 10. September nachts unter falschem Namen in Basel an. Ochs kann sie mit der Hilfe von Zürcher Freunden in der Nähe von Winterthur unterbringen, wo de Dietrich in den nächsten Monaten seine Verteidigung vorbereitet.
1792 November 5
In Begleitung seiner Frau Sibylle stellt sich de Dietrich freiwillig in St. Louis den französischen Behörden. Das Paar wird verhaftet und in Besançon inhaftiert. Auch die ältesten Söhne und der Vater Jean de Dietrich-Hermanni geraten in Gefangenschaft.
1793 Januar/Februar
Am 14. Januar verreist Ochs nach Paris, um seinen Schwager zu retten, erhält aber keine Audienz bei Justizminister Georges Danton. Ochs veröffentlicht am 6. Februar einen offenen Brief an Danton, in dem er seinen Schwager verteidigt. Daneben führt er Verhandlungen mit der Kriegspartei um Jacques-Pierre Brissot, der die Revolutionierung der Anrainerstaaten Frankreichs propagiert, und möchte damit verhindern, dass Frankreich Basel und die Eidgenossenschaft besetzt.
1793 März
De Dietrich wird vom Gericht in Besançon freigesprochen, bleibt aber in Haft und wird im September auf ausdrücklichen Befehl von Maximilien de Robespierre ins Abtei-Gefängnis nach Paris überführt, wo ihm erneut der Prozess gemacht wird. Sibylle bleibt allein im Gefängnis in Besançon zurück.
1793 Mai 5
Ochs verhindert erneut, wie schon 1792, die Abberufung des französischen Botschafters Barthélemy.
1793 Juni 22
In der Schwörtagsrede vor der versammelten Bürgerschaft Basels auf dem Petersplatz bekennt sich Ochs öffentlich zum demokratischen Republikanismus.
1793 Dezember 29
Philippe-Frédéric de Dietrich wird in Paris guillotiniert, das Vermögen der Familie wird konfisziert. Ochs ist davon auch betroffen, da er viel Geld in die Eisenwerke seines Schwagers investiert hat.
1794 Januar/Februar
Anfang Januar verreist Ochs nach Paris, um seine Schwester Sibylle, die noch immer in Besançon gefangen gehalten wird, zu befreien. Am 24. Januar hat er eine Unterredung mit dem französischen Aussenminister. In Abwesenheit wird Ochs in Basel zum Sechser der Zunft zum Schlüssel gewählt und erhält damit Einsitz im Grossen Rat, was ihm ermöglicht, an den Debatten teilzunehmen. Nach seiner Rückkehr veranlasst er ein offizielles Schreiben aus Basel, das die Wiederaufnahme von Sibylle ins Basler Bürgerrecht bestätigt und von Botschafter Barthélemy an den Aussenminister in Paris weitergeleitet wird.
1794 März 11
In einer Ansprache bei der Verabschiedung der Berner und Urner Zuzügertruppen, die die Basler Grenzen schützen, macht Ochs keinen Hehl aus seiner Bewunderung für das Durchhaltevermögen der Französischen Republik im Ersten Koalitionskrieg.
1794 August
Anfang August erfährt Ochs, dass zwei preussische Generäle ihn um die Vermittlung von Friedensverhandlungen zwischen Frankreich und Preussen bitten. Nach Rücksprache mit Theobald Jakob Justinus Bacher, dem Sekretär der französischen Botschaft, nimmt Ochs vorsichtig Kontakt mit dem preussischen Unterhändler auf.
1794 Oktober
Sibylle de Dietrich-Ochs wird nach dem Sturz Robespierres nach 22 Monaten Gefangenschaft in Besançon aus der Haft entlassen.
1794 November 13
Ein preussischer Unterhändler besucht Ochs. Dieser hat an der französischen Botschaft vorbei bereits den Wohlfahrtsausschuss in Paris über die bevorstehenden Kontakte informiert. Ochs stellt den Kontakt zu Botschaftssekretär Bacher in Basel her und ermöglicht vertrauliche Gespräche in informellem Rahmen im Holsteinerhof. Am 23. November übergibt der preussische Unterhändler sein Kreditiv und die Friedensofferte an Botschaftssekretär Bacher, der von Paris grünes Licht für Verhandlungen erhalten hat.
1794 Dezember 28
Der vom preussischen König akkreditierte Unterhändler Wilhelm Bernhard von der Goltz kommt in Basel an und wohnt ab dem 30. Dezember im Holsteinerhof bei Ochs.
1795 Januar 22
Auf Ochs' Drängen entschliesst sich die Basler Regierung zu einem offiziellen Empfang des französischen Botschafters Barthélemy, dem die Tagsatzung bisher die Akkreditierung als Botschafter des revolutionären Frankreichs in der Schweiz verweigert hat. Noch am selben Abend tauschen im Holsteinerhof von der Goltz und Barthélemy ihre Vollmachten aus.
1795 Januar/Februar
Von der Goltz stirbt unerwartet. Sein Sekretär führt die Verhandlungen weiter bis zur Ankunft von Karl August von Hardenberg, dem neuen preussischen Unterhändler.
1795 April
Unterzeichnung des Friedens zwischen Frankreich und Preussen am 5. April durch die Unterhändler; am 19. April trifft die Ratifizierung aus Paris ein, am 23. April diejenige aus Berlin; Ochs feiert den Friedensvertrag am 24. April mit einem grossen Festmahl im Holsteinerhof.
1795 Juli
Ochs vermietet Barthélemy den Holsteinerhof als offizielle Residenz; er selbst zieht mit seiner Familie in das ihm gehörende benachbarte Gartenhaus. In der Nacht vom 22. auf den 23. Juli kommt es im Holsteinerhof zur Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen Spanien und Frankreich.
1795 August 14
Sibylle de Dietrich meldet ihrem Bruder, dass die Familie de Dietrich von der Liste der Emigranten gestrichen und ein Grossteil des Vermögens zurückerstattet worden ist.
1795 Dezember 26
Durch Vermittlung der Basler Regierung wird die Tochter von Louis XVI an der Grenze bei Riehen gegen gefangene französische Kriegskommissare ausgetauscht.
1796 Februar
Ochs besucht seine Schwester im Elsass, um die finanzielle Lage der Geschwister zu besprechen.
1796 März
Die Inkorporation der Batavischen Republik durch Frankreich und die Annexion Belgiens beunruhigen Ochs, der eine Besetzung Basels und der Eidgenossenschaft durch Frankreich befürchtet.
1796 März
Als Präsident der Schulkommission gibt Ochs ein Gutachten zur Reform des Basler Gymnasiums sowie aller öffentlichen Schulen ein. Am 28. März wird das Projekt durch den Grossen Rat genehmigt, allerdings vorerst nur die Reform des Gymnasiums realisiert. Die Reform der Gemeindeschulen wird zurückgestellt.
1796 April/Mai
Paris beschuldigt Basel und die Eidgenossenschaft der Neutralitätsverletzung. Ochs beantwortet im Auftrag der Basler Regierung und mit Unterstützung aller Schweizer Kantone die Angriffe in scharfem Ton. Das Direktorium in Paris reagiert verärgert, worauf Ochs im Mai einen zweiten, etwas versöhnlicheren Brief nachreicht mit einer begleitenden Erläuterung an den ihm persönlich bekannten Direktor Jean-François Reubell.
In der Regierung 1796/97
1796 Mai 23
Das Los bestimmt Ochs zum Oberstzunftmeister, nachdem er sich 1783, 1789 und 1790 erfolglos um dieses hohe Regierungsamt beworben hat. Er verknüpft mit dieser Wahl für sich die Verpflichtung, die Revolution in Basel und der Schweiz durchzusetzen. Zusammen mit seinem Gegner Andreas Merian-Iselin repräsentiert Ochs als «Haupt» die Regierung und den Stand Basel.
1796 Mai/Juni
Der Kleiner Rat schickt Ochs am 27. Mai in offizieller Mission nach Paris, um erneut wegen der französischen Schulden und der Entschädigung des Zehntausfalls im Elsass zu verhandeln. Ochs gewinnt das Direktorium für seine Neutralitätspolitik. Frankreich verzichtet auf weitere Aggressionen gegen die Schweiz, um die Schweizer Patrioten nicht zu kompromittieren, verlangt im Gegenzug aber die Ausweisung der Emigranten. Am 14. Juni kehrt Ochs nach Basel zurück.
1796 Juli 8/10
Ochs hält an den Schwörtagen in den Zünften und Gesellschaften in Gross- und Kleinbasel als Oberstzunftmeister programmatische Reden an die Bürgerschaft und verpflichtet sich öffentlich zu Reformen.
1796 Oktober
Nach Einreichung weiterer «Bedenken» kann Ochs am 1. Oktober 1796 die neue Schulordnung bekanntgeben und am 18. Oktober das reorganisierte Gymnasium eröffnen.
1796 November/Dezember
In der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember kommt es zu einer schweren Neutralitätsverletzung durch antifranzösisch gesinnte Basler Offiziere, die österreichische Soldaten bei Kleinhüningen über Basler Boden an die vorgelagerten französischen Verteidigungswerke der Festung Hüningen führen. Ochs’ Neutralitätspolitik ist kompromittiert. Antifranzösische Kräfte in der Regierung und der eidgenössische Repräsentant der Berner Zuzügertruppen verschleppen die Untersuchung des Vorfalls. Ochs’ dezidierte Haltung gegenüber den antifranzösischen Kräften im Dreizehnerrat macht ihm viele Feinde. Er wird auch physisch bedroht.
1797
Ochs plant, den Druck der unterdessen abgeschlossenen ersten Fassung seiner Kantonsgeschichte fortzusetzen, realisiert diesen Plan aber nicht.
1797 Februar
Ochs erwartet seinen baldigen Bankrott und damit den Verlust seiner Ämter und politischen Rechte, da er keine flüssigen Mittel mehr hat wegen des teuren Ausbaus des Holsteinerhofes. Er denkt an Auswanderung, kann sich dann aber doch mit seinen Gläubigern arrangieren.
1797 Mai 1
Regierung und Grosser Rat lehnen Ochs’ Antrag ab, auf die Basler Herrschaftsrechte in den Tessiner Vogteien zu verzichten.
1797 Mai 23
Mit gleichgesinnten Freunden und den Mitgliedern der französischen Gesandtschaft feiert Ochs mit einem glanzvollen Dîner patriotique die Revolution und den Jahrestag seiner Wahl zum Oberstzunftmeister.
1797 Juni 2
Nach der Wahl von Botschafter Barthélemy ins Direktorium in Paris verabschiedet Ochs diesen im Holsteinerhof feierlich bei seiner Abreise.
1797 September 26
Rede von Ochs an der ersten Schülerpromotion nach der Reform des Gymnasiums: Er formuliert erneut seine Ideen zu einer reformierten Gesellschaft und setzt seine Hoffnung auf die Jugend.
1797 Oktober
Ochs entwickelt in einem Brief an Leonhard Meister in Zürich die Vision einer Eidgenossenschaft, in der alle Untertanengebiete den alten Orten gleichgestellt sind. Ochs nimmt Kontakt auf mit dem in Paris im Exil lebenden Waadtländer Frédéric-César La Harpe wegen der Revolutionierung der Schweiz.
1797 November 20
Ochs redet im Rat vergeblich für eine freiwillige Reform des Basler Staates. Rat und Regierung wollen die Ergebnisse des Rastatter Friedenskongresses abwarten, da die Mehrheit auf eine Restauration der Monarchie in Frankreich hofft.
1797 November 24
Staatsempfang für Napoleon Bonaparte in Basel, der in Basel einen Zwischenhalt auf seiner Reise an den Kongress in Rastatt macht. Während des Dîner im Hotel Drei Könige fragt Napoleon, was Frankreich für das Fricktal erhalten würde, was in Basel als Aufforderung zur Revolutionierung verstanden wird. Erste Kontaktnahme zwischen Ochs und Napoleon.
Paris und Revolution 1797/98
1797 November 28
Ochs erhält von der Basler Regierung den offiziellen Auftrag, in Paris über das Fricktal zu verhandeln und gleichzeitig die Gefahr einer drohenden Annexion Basels durch Frankreich abzuklären. Er reist am 30. November ab, stösst am 4. Dezember in Meaux auf Napoleons Konvoi, dem er sich auf dessen Geheiss anschliesst.
1797 Dezember 5
Nach seiner Ankunft in Paris am 5. Dezember kontaktiert Ochs schriftlich Aussenminister Charles-Maurice de Talleyrand wegen seiner offiziellen Mission im Namen der Basler Regierung. Persönlich spricht er bei Direktor Reubell vor wegen des geheimen Auftrags als Sprecher der Schweizer Revolutionsfreunde, die revolutionäre Umwälzung der alten Eidgenossenschaft mit dem Direktorium zu diskutieren.
1797 Dezember 8
Direktor Reubell vermittelt ein Treffen mit Napoleon, der Ochs mit der Abfassung einer Verfassung für eine Helvetische Republik beauftragt. Ochs zögert, betont aber in seinen Berichten nach Basel die Notwendigkeit einer Veränderung der Staatsverfassung. Hinter den Kulissen kommt es in Paris zu einem Machtkampf zwischen Napoleon und dem Direktorium über das weitere politische Schicksal der Eidgenossenschaft, den Napoleon zu seinen Gunsten entscheidet. Ochs bleibt von diesen Verhandlungen ausgeschlossen. Er hat keine Möglichkeit, sich ein klares Bild der tatsächlichen französischen Pläne zu verschaffen.
1797 Dezember 10
Napoleon favorisiert gegenüber Ochs – im Gegensatz zu seiner späteren Politik – eine Einheitsrepublik, was auch mehrheitlich den Wünschen der Schweizer Patrioten entspricht. Ochs akzeptiert diesen Vorschlag in den folgenden Tagen aus pragmatisch-politischen Überlegungen.
1797 Dezember 12
Nach verschiedenen Konferenzen mit dem Aussenminister und den Direktoren, an denen auch Napoleon anwesend ist, kommt Ochs zum Schluss, dass Direktorium und Napoleon jetzt eine gemeinsame politische Linie verfolgen, was die Schweiz angeht. Er schreibt deshalb nach Basel, dass eine Revolution unumgänglich sei, wenn man eine französische Besetzung vermeiden wolle.
1797 Dezember 13
Ochs beauftragt seinen Schwager, den Kleinrat Peter Vischer-Sarasin (1751–1823), am 8. Januar 1798 an der nächsten Sitzung des Grossen Rats die Rechtsgleichheit der Untertanen mit den Bürgern der Stadt zu beantragen, d.h. eine «Revolution von oben» auszulösen.
1797 Dezember 17
Französische Truppen marschieren in den südlichen, unter Berner Protektorat stehenden Territorien des Fürstbistums Basel ein.
1797 Dezember 18
Peter Vischer löst einen Aufruhr im Grossen Rat aus, weil er vorzeitig und ohne Vorbereitung an einer wegen der Besetzung des Fürstbistums veranlassten Sondersitzung des Grossen Rats den Antrag zur Gleichstellung der Untertanen und damit zur Revolutionierung Basels stellt. Sein Antrag wird abgelehnt, Vischer verlässt die Ratssitzung vorzeitig. Sobald Ochs von den Ereignissen im Basler Rat erfährt, stellt er sich schützend vor seinen Schwager und übernimmt in einem offenen Brief die politische Verantwortung. Eine schriftliche Verwarnung des Dreizehnerrates beantwortet Ochs mit einem offenen Bekenntnis zu seinen revolutionären Überzeugungen.
1797 Dezember 29
In einem Schreiben an Direktor Reubell versucht Ochs abzutasten, wie weit Frankreich neben dem Fricktal auch die Eingliederung anderer nicht zur alten Eidgenossenschaft gehörender Gebiete wie Graubünden, Wallis, Genf und Neuenburg in die geplante helvetische Republik unterstützt.
1798 Januar–März
Ochs steht mit den Revolutionsführern in der Basler Landschaft in schriftlichem Verkehr.
1798 Januar 9
La Harpe reicht mit Wissen Napoleons eine Petition beim Direktorium in Paris ein, die Waadt militärisch von Bern zu befreien. La Harpes Vorpreschen hintertreibt Ochs’ Bemühungen um eine «Selbstrevolutionierung» der Eidgenossenschaft unter französischem Schutz, aber ohne direkte militärische Intervention.
1798 Januar 14
Auf ein Schreiben des Dreizehnerrates, dass «das Volk» (gemeint ist die Stadtbürgerschaft) keine Revolution wolle, antwortet Ochs, jeder, der die alte Ordnung stütze, sei ein Verräter, weil er sein Vaterland ins Verderben stürze; als «Patriot» (Selbstbezeichnung der revolutionär gesinnten Schweizer Reformer) wolle er sein Land durch Reformen erhalten, aber ohne Revolution, d.h. mit Ausschluss der Mehrheit der Bevölkerung von der Politik, gäbe es gar kein Vaterland.
1798 Januar 15
Ochs legt dem Direktorium einen ersten Entwurf für eine einheitliche Verfassung der eidgenössischen Gebiete vor, den er selbst nur als eine Übergangslösung betrachtet, bis sich die neuen politischen Organe konstituiert und über eine definitive Verfassung entscheiden können.
1798 Januar 18
Ochs hört von den Unruhen auf der Basler Landschaft und dem Scheitern der Vermittlungsversuche der Basler Regierung. Er drängt daraufhin Reubell, so schnell wie möglich seinen Verfassungsentwurf durchzusehen. Ochs diskutiert diesen Verfassungsentwurf brieflich mit Patrioten in Basel und anderen Schweizer Orten.
1798 Januar 20
Sieg der revolutionären Partei in Basel. Der Grosse Rat verabschiedet einen «Freiheitsbrief» für die Basler Untertanen und erklärt sie zu gleichberechtigten Bürgern. Ochs erhält ein Dankschreiben der Basler Regierung für seine Vermittlungstätigkeit in Paris.
1798 Januar 21
Auf Wunsch von Lukas Legrand verfasst Ochs einen offenen Brief im Pariser «Ami des lois», in dem er der Basler Regierung öffentlich zur Revolution gratuliert und die nächsten politischen Schritte nennt. Seinen Schwager Peter Vischer mahnt er zur Eile, um eine Synchronisierung mit der Revolution in der Waadt zu erreichen, damit das konservative Bern zwischen zwei Feuern in Schach gehalten werde, und auch unverzüglich mit der Ausarbeitung einer Basler Verfassung zu beginnen.
1798 Januar 22
Feierliche Aufrichtung eines Freiheitsbaumes auf dem Münsterplatz und gemeinsame «Vereinigungsfeier» der Stadt- und Landbürger
1798 Januar 24
Unblutige Revolution in der Waadt: Die Berner Truppen ziehen sich kampflos zurück. Ausrufung der Lemanischen Republik.
1798 Januar 28
Französische Truppen besetzen unter einem Vorwand die Waadt.
1798 Februar 4
Das Direktorium druckt in Paris – ohne Wissen von Ochs, aber unter dessen Namen – einen Verfassungstext ab, der in entscheidenden Punkten von Ochs’ Entwurf abweicht. Zudem ist die deutsche Übersetzung des Textes sehr schlecht. Ochs schickt ein erstes Exemplar an Bürgermeister Peter Burckhardt nach Basel und versucht, sich vom Text zu distanzieren. Seine Freunde in Basel drängen ihn, möglichst rasch zurückzukehren, um bei der Ausarbeitung einer Basler Verfassung zu helfen. Ochs wird in absentia in die Basler Nationalversammlung gewählt. Er entschliesst sich zur Rückkehr, die sich aus unklaren Gründen verzögert.
1798 Februar 11
Die französischen Truppen in der Waadt und im Fürstbistum erhalten geheim den Befehl, Bern, Solothurn und Fribourg anzugreifen. Die militärischen Vorbereitungen werden durch Friedensverhandlungen geschickt kaschiert.
1798 März 1–5
Die Franzosen greifen am 1. März vom Jura her Solothurn an, am 2. März von der Waadt her Fribourg und Bern. Am 5. März Einmarsch der Franzosen in Bern.
1798 März 5/6
Ochs kommt am 5. März in Basel an und berichtet am 6. März in der Basler Nationalversammlung in einer zweistündigen Rede über die Pariser Verhandlungen. Er wird zum Präsidenten des Constitutions-Comites gewählt, das bisher von Lukas Le Grand geleitet wurde. Viele Patrioten aus der Basler Stadtbürgerschaft begegnen Ochs mit Misstrauen wegen des unter seinem Namen veröffentlichten Pariser Verfassungsentwurfes. In Paris ärgern sich La Harpe und das Direktorium über Ochs, weil er sich in Basel nach seiner Rückkehr auf Änderungen der Pariser Verfassung einlässt.
Im Dienst der Republik 1798/99
1798 März 16–26
Als Mitglied einer Basler Deputation reist Ochs nach Solothurn und Bern, um die Regierungen zur Annahme der Basler Verfassung zu bewegen. In Lausanne verteidigt Ochs am 22. März die Zugehörigkeit der von französischem Militär besetzten Waadt zur Schweiz und den Einheitsstaat. Die geplante Dreiteilung der Schweiz durch General Guillaume Brune interpretiert Ochs als ersten Schritt zur Annexion der Westschweiz durch Frankreich und der Südschweiz durch die Cisalpinische Republik; er bestürmt das Direktorium in Paris, die Teilung zu verhindern, und verhandelt gleichzeitig mit General Brune in Bern. Das Direktorium verhindert die Pläne Brunes, oktroyiert dafür die unter Ochs’ Namen publizierte Pariser Verfassung als verbindliche Verfassung der «einen und unteilbaren» Helvetischen Republik. Ochs begrüsst das Verfassungsdiktat und die Entsendung eines Kommissars zur Disziplinierung der französischen Generäle, weil er sich davon eine raschere Konstituierung der Helvetischen Republik und damit eine politische Stabilisierung erhofft. Das Misstrauen unter den Basler Patrioten gegenüber Ochs wächst weiter.
1798 März 28–30
In Basel wird Ochs in den «Urversammlungen» von den wahlberechtigten Männern der Landbürger zum «Wahlmann» gewählt und beteiligt sich an der Wahl der Basler Repräsentanten in die zwei helvetischen Kammern. Er selbst wird zum helvetischen Senator gewählt.
1798 April 12–16
Abreise nach Aarau, wo Ochs am 12. April zum Senatspräsidenten und zum Präsidenten der vereinigten Kammern gewählt wird. Am 16. April proklamiert er als Senatspräsident zusammen mit dem Präsidenten des Grossen Rats, dem Berner Bernhard Friedrich Kuhn, am Fenster des Aarauer Rathauses die Helvetische Republik. Beim anschliessenden Bankett protestiert Ochs beim Toast gegen die französische Plünderungspolitik. Eine mit französischer Unterstützung von den Baslern Lukas Le Grand und Wernhard Huber angezettelte Intrige verhindert Ochs’ Wahl ins Direktorium. Ochs ist empört und enttäuscht.
1798 April/Mai
Ochs ist beunruhigt, dass die Ablösung der Feudallasten und Zehnten von den Räten nicht zügiger an die Hand genommen wird, weil sie sich beide in Verfassungsfragen verlieren. Im Senat äussert er sich kritisch über das Direktorium und fordert die Entfernung unfähiger und böswilliger Mitglieder. Ernüchtert überlegt Ochs, sich aus der nationalen Politik zurückzuziehen.
1798 Mai/Juni
Auf Drängen seiner Frau Salome bereitet Ochs die Auswanderung seiner Söhne Wilhelm und Albert nach Virginia vor. Die Auswanderung Wilhelms scheitert bereits in Amsterdam, Wilhelm muss nach Basel zurückkehren. Albert verzichtet daraufhin auf die Abreise.
1798 Juni 9
Nach der Publikation einer diplomatischen Note der helvetischen Botschaft in Paris, die sich in undiplomatisch antifranzösischem Ton über Übergriffe der französischen Armee beklagt, sieht Ochs die Konsolidierung der Helvetischen Republik in Gefahr. Er interveniert bei Jean-Jacques Rapinat, dem für die Schweiz zuständigen obersten Kriegskommissär, und bemüht sich um das Vertrauen von General Balthasar von Schauenburg, dem Oberbefehlshaber der französischen Truppen in der Schweiz.
1798 Juni 14
Von Schauenburg informiert Ochs, dass er und Johann Rudolf Dolder von ihm und Rapinat als neue Direktoren vorgesehen seien; Ochs lehnt ab, obwohl von Schauenburg und Rapinat ihn unter Druck setzen.
1798 Juni 20/21
Rapinat inszeniert mithilfe von General von Schauenburg einen Staatsstreich und erzwingt den Rücktritt von zwei antifranzösisch gesinnten Direktoren. Ochs und Dolder akzeptieren in dieser Situation das ihnen angebotene Amt. Dass Rapinat und von Schauenburg ohne Wissen des Direktoriums in Paris agiert haben, wird Ochs erst klar, als Paris interveniert. Ochs und Dolder sind desavouiert und müssen zurücktreten.
1798 Juli 2
Zweite, diesmal verfassungskonforme Einsetzung von Ochs zum helvetischen Direktor; anstelle des zurückgetretenen Dolder wird La Harpe gewählt.
1798 August 19
Im Gegensatz zu La Harpe und der Mehrheit der Legislative, die einen betont nationalen Standpunkt einnehmen, vertritt Ochs als Direktor eine enge politische und militärische Anlehnung an Frankreich. Viele Reformen lassen sich ohne französische Waffen nicht durchsetzen. Ochs setzt deshalb den von Frankreich ultimativ geforderten Allianz- und Defensivvertrag durch.
1798 September
Der Aufstand der Nidwaldner, die aus religiösen Gründen den helvetischen Bürgereid verweigern und auf österreichische Hilfe hoffen, wird von den Franzosen blutig niedergeschlagen.
1798 Oktober 18/19
Österreichische Truppen besetzen Graubünden, Frankreich reagiert mit der Besetzung von Glarus und der Gotthardroute bis Bellinzona. In einem geharnischten Brief beschwert sich Ochs bei Aussenminister Talleyrand über die Verletzung des Allianzvertrages durch Frankreich, da die vereinbarte Verminderung der Besatzungstruppen innerhalb von 3 Monaten ausbleibt, und beklagt sich über die überrissenen Kontributionen. Verabschiedung eines helvetischen Steuergesetzes, das sich aber unter den gegebenen Umständen nicht umsetzen lässt.
1798 Herbst – 1799 Frühjahr
Eine Friedenszeit, die Reformprojekte möglich macht: Das Schulgesetz von Erziehungsminister Philipp Albert Stapfer führt erstmals eine allgemeine Schulpflicht und unentgeltlichen Volksschulunterricht ein. Ochs unterstützt aktiv die Bemühungen Stapfers um die Reform der Volksschule, die Einrichtung einer Nationaluniversität und nationaler Kulturinstitute. Die Gemeindegesetzgebung des Innenministers Albrecht Rengger führt die Unterscheidung von Bürger- und Einwohnergemeinde ein. Das helvetische Strafgesetzbuch schafft die Folter ab, ein einheitliches Zivilgesetzbuch kommt aber nicht zustande. Die Aufhebung der Feudallasten und Zehnten muss rückgängig gemacht werden, weil dem Staat die finanzielle Basis fehlt zur Vorfinanzierung, weshalb sich die Loskaufgesetze als undurchführbar erweisen.
1798 November 20
Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit La Harpe über diplomatische Fragen akzeptiert Ochs in einem Geheimprotokoll, das ins geheime Archiv des Direktoriums gelegt wird, den Vorwurf eine «indiscretion impardonable» begangen zu haben.
1799 März
Der Ausbruch des Zweiten Koalitionskrieges und Aufstände in der Innerschweiz bedrohen die Helvetische Republik. Ochs schickt seinen ältesten Sohn Albert zu den Chasseurs in die helvetische Legion, finanziert die Anwerbung von Soldaten im Tessin aus eigenen Mitteln und betätigt sich auch in der Kriegspropaganda: Er malt eigenhändig politische Karikaturen. Ende März befindet sich die Helvetische Republik in einer gefährlichen Situation: Die Versorgungslage der Bevölkerung verschlechtert sich rapide durch französische Einquartierungen und Requisitionen. Französische Niederlagen in Süddeutschland und Italien.
1799 April
In einem Brief nach Paris warnt Ochs vor einer Hungersnot. Die Getreidelager seien leer und die Bevölkerung sympathisiere verständlicherweise mit jenen Truppen, die Brot brächten, nicht mit jenen, die Kornkammern plünderten.
1799 Mai 16
Mit dem Sturz von Direktor Reubell verliert Ochs seine wichtigste Bezugsperson in Paris.
1799 Ende Mai
Die Österreicher unter Erzherzog Karl und dem Zürcher Johann Konrad Hotze sowie die Emigrantenlegion unter dem Waadtländer Ferdinand de Rovéréa fallen in der Ostschweiz ein. Zusammenbruch der helvetischen Ordnung in der Ostschweiz. Rückkehr schweizerischer Emigranten, die die völlige Herstellung der vorhelvetischen Ordnung betreiben. Sie scheitern am Widerstand der ehemaligen Untertanen, die die wirtschaftlichen und politischen Freiheiten der Revolution verteidigen. Der Sitz der Helvetischen Regierung wird von Luzern nach Bern verlegt.
1799 Juni 4
Erste Schlacht bei Zürich: Erzherzog Karl besiegt die Franzosen. General Massena verlässt am folgenden Tag Zürich und zieht sich hinter die Limat an den Albis zurück. Der Weg für eine Besetzung der gesamten Helvetischen Republik ist durch die Niederlage Massenas frei.
1799 Juni 11
Ochs schreibt einen dramatischen Brief an Aussenminister Talleyrand: Falls Frankreich der Republik nicht umgehend militärische Verstärkung schicke, werde die Regierung in wenigen Tagen fallen.
1799 Juni 23
Auf Wunsch des helvetischen Gesandten in Paris formuliert Ochs am letzten Tag seiner Präsidentschaft im helvetischen Direktorium nochmals seine Forderungen an Frankreich in 5 Punkten.
1799 Juni 25/26
In der Nacht vom 25. auf den 26. Juni zwingt La Harpe Ochs zum Rücktritt aus dem Direktorium unter der Anklage des Landesverrats, den La Harpe mit dem Geheimprotokoll vom 20. November 1798 belegt. Ochs wehrt sich nicht, verlässt aber fluchtartig Bern, verbrennt zahlreiche Papiere auf der Reise in die Waadt, wo er sich am 29. Juni auf ein Landgut bei Ouchy zurückzieht. Ochs wird in der Presse heftig angegriffen.
Sturz und Rückzug 1799–1802
1799 Juli/August
Am 20. Juli weist La Harpe Ochs an, Ouchy zu verlassen. In Ouchy oder auf der Reise nach Basel verbrennt Ochs eine erste Fassung der Darstellung der Revolution in Basel vom Januar 1798. Am 26. Juli kommt er in Basel an und lebt ganz zurückgezogen im Holsteinerhof. Zeigt er sich auf der Strasse, wird er beschimpft und mit Steinen beworfen. Seine Kinder werden ebenfalls malträtiert. Es kommt auch zu nächtlichen Angriffen auf sein Haus. In der politischen Presse wird er heftig attackiert. Er verfasst polemische Anklageschriften, verzichtet dann aber auf deren Publikation. Eine in dieser Zeit entstandene Autobiographie, die sein politisches Handeln bis zu seinem Sturz rechtfertigen soll, vernichtet er später ebenfalls und wendet sich der Überarbeitung der 1796 abgeschlossenen Kantonsgeschichte zu und erweitert diese mit einer zweiten Fassung der Darstellung der Revolution in Basel.
1799 August/September
Die Franzosen erlangen unter General Massena die Kontrolle der zentralschweizerischen Pässe zurück. Erzherzog Karl verlässt mit seinen Truppen die Schweiz, die Russen unter General Alexander Korsakow rücken nach; General Alexander Suworow, der die Franzosen aus Norditalien vertrieben hat, erhält den Befehl, nach Norden zu marschieren und zusammen mit den Truppen von Korsakow und General Hotze die Franzosen aus der Schweiz zu vertreiben. Massena gewinnt die zweite Schlacht bei Zürich am 25./26. September. Korsakow zieht sich daraufhin über den Rhein zurück. Hotze fällt am Säntis. Suworow zieht sich in die Alpen zurück, dicht gefolgt von Massena.
1799 Oktober
Die Helvetische Republik ist wiederhergestellt. Mit Ausnahme Schaffhausens, Graubündens und des Tessin ist das ganze Gebiet wieder unter republikanischer Kontrolle. Der Krieg, Missernten und Teuerung lasten aber auf der Bevölkerung, besonders in den Gebirgstälern.
1799 Oktober/November
Napoleons Rückkehr aus Ägypten nach Paris am 16. Oktober führt zu einer entscheidenden Wende im Zweiten Koalitionskrieg. Er stürzt am 9. November (18. Brumaire) das Direktorium. Die Direktorialverfassung wird durch ein dreiköpfiges Konsulat abgelöst, präsidiert von Napoleon, der sich am 10. November zum Ersten Konsul ernennen lässt.
1800 Januar 8
Erster Helvetischer Staatsstreich: Sturz des zunehmend diktatorisch regierenden La Harpe, Sieg der gemässigten Föderalisten
1800 Januar 21
Die Anfeindungen von allen Seiten setzen der Familie Ochs zu. Salome beschliesst, mit den jüngeren Kindern Basel zu verlassen. Das Ehepaar verreist am 21. Januar mit den beiden jüngsten Kindern Eduard und Emma nach Strassburg; die beiden älteren Söhne Friedrich und Wilhelm bleiben vorläufig in Basel zurück.
1800 Februar 8
Nach Besprechungen mit Ochs’ Schwester Sibylle reist das Ehepaar weiter nach Paris, wo Salome bis zu ihrem Tod lebt; nur Albert, der älteste Sohn, der in den helvetischen Truppen Dienst leistet, bleibt in der Schweiz.
1800 Mai 16
Ochs kehrt nach Basel zurück und sucht das Gespräch mit La Harpe, um eine Klärung der politischen Standpunkte zu erreichen. Seine Söhne Friedrich und Wilhelm reisen zu Mutter und Geschwistern nach Paris.
1800 August 7
Zweiter Helvetischer Staatsstreich der republikanischen Unitarier: Aufhebung des Senats und des Grossen Rats durch den neu geschaffenen Vollziehungsausschuss, damit Aufhebung der Verfassung von 1798. Die Verfassungsrevision löst heftige Kämpfe zwischen Unitariern (Anhänger des Einheitsstaates) und Föderalisten (Anhänger eines Staatenbundes) aus.
1800 September
Die Fortsetzung des Drucks der teilweise überarbeiteten und um die Ereignisse der Jahre zwischen 1789 und 1798 erweiterten «Geschichte der Stadt und Landschaft Basel» bei dem Basler Drucker Samuel Flick scheitert, weil die Subskription für 300 Exemplare nicht zustande kommt.
1800 Oktober
Ochs wird beschuldigt, am sogenannten Zehntensturm auf der Landschaft, dem Protest gegen die Wiedereinführung der vorrevolutionären Zehntabgaben, beteiligt gewesen zu sein.
1800 Dezember
Mit Verlust verkauft Ochs den Holsteinerhof und den grössten Teil des Hausrates, um seiner Familie den Aufenthalt in Paris finanzieren zu können.
1801 Januar 29
Ochs zieht in das Gartenhaus neben dem Holsteinerhof unter der Schanze, zu dem drei Jucharten Reben, eine Trotte und eine grosse Scheune an der Lottergasse (heute Spitalstrasse) gehören.
1801 Februar 9
Der Friede von Lunéville zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation beendet den Zweiten Koalitionskrieg. Österreich bestätigt erneut die Bedingungen des Vertrags von Campo Formio von 1797, stimmt der Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich zu und überlässt Frankreich Belgien und Mailand im Abtausch mit Venedig und dessen Territorien. Der Vertrag hält das Selbstbestimmungsrecht der Helvetischen Republik fest.
1801 Februar
Auf das freistehende Gartenhaus von Ochs wird ein Brandanschlag verübt, er bleibt unverletzt, weil die Granate nicht explodiert. Mit dem Gedicht «Nos revoirs ou réponse d'un Helvétien unitaire au Citoyen Weiss de Berne» wendet er sich wieder der Tagespolitik zu: Er warnt vor der Rückkehr zu den vorrevolutionären Zuständen, falls die alten Machthaber wieder an die Regierung kommen sollten.
1801 Mai 2
Bonaparte interveniert im Verfassungsstreit in der Schweiz und legt ultimativ die Verfassung von Malmaison vor, die die Errichtung eines Staatenbundes von 17 Kantonen vorsieht, dem auch die neu geschaffenen Kantone angehören. Der Zentralregierung unterstehen Aussenpolitik, Militärwesen, Münz-, Post-, Zoll- und Salzregal; vorgesehen ist auch ein einheitliches Zivil- und Strafgesetz.
1801 Juni
Zweiwöchiger Besuch der Schwester Sibylle bei ihrem vereinsamten Bruder
1801 Juli
Ochs denkt ernsthaft daran auszuwandern und bittet La Harpe, der unterdessen auch im Exil lebt, um Hilfe bei der Suche einer Hauslehrerstelle in Russland.
1801 September/Oktober
Die aufgrund der neuen Verfassung gewählte Tagsatzung ändert die napoleonische Verfassung in unitarischem Sinn und hält an der Zugehörigkeit des Wallis zur Schweiz fest.
1801 Oktober
Ochs inseriert im Basler «Avis-Blatt» als Privatlehrer für Logik, Metaphysik, Französisch, Deutsch und Recht; gleichzeitig inventarisiert er seine Bibliothek und bereitet deren Verkauf vor.
1801 Oktober 27/28
Dritter Helvetischer Staatsstreich: Sieg der Föderalisten mithilfe Frankreichs, Auflösung der helvetischen Tagsatzung und Bestellung eines föderalistisch gesinnten Senats. Der konservative, antifranzösisch gesinnte Schwyzer Alois Reding, der im April 1798 den Aufstand der Innerschweizer Kantone angeführt hatte, wird Landammann.
1802 März
Als Delegierter von Liestal und Gelterkinden in der kantonalen Basler Tagsatzung erscheint Peter Ochs dank landschäftler Stimmen wieder auf dem politischen Parkett.
1802 April 17
Vierter Helvetischer Staatsstreich der Unitarier: neuer zentralistischer Verfassungsentwurf
1802 April
Ochs verschickt seine Bibliothek über Amsterdam nach Petersburg, da er sie dank der Vermittlung La Harpes an den russischen Zaren für 4800 Franken verkaufen konnte.
1802 Juni
Annahme der neuen unitarischen Verfassung in der ersten gesamtschweizerischen Volksabstimmung, weil die zahlreichen Enthaltungen zu den Ja-Stimmen gezählt werden.
1802 Juni 17–26
Ochs’ Schwester Sibylle hält sich 10 Tage bei ihrem Bruder in Basel auf, bevor beide am 27. Juni nach Bern reisen, wo Ochs’ Sohn Albert stationiert ist.
1802 Juli
Das seit 1799 französisch besetzte Wallis wird von der Schweiz getrennt und in eine Republik unter französischem Schutz verwandelt. Die Schweiz erhält als Entschädigung das Fricktal. Bau der Simplonstrasse.
1802 Juli/August
Napoleon zieht die französischen Truppen aus der Schweiz ab mit der Absicht, einen neuen Bürgerkrieg auszulösen, und lässt sich am 2. August 1802 in Paris durch ein Plebiszit zum Konsul auf Lebenszeit erklären.
An der Consulta 1802–1803
1802 Juli
Nach dem Rückzug der französischen Truppen kommt es zu der von Napoleon erwarteten Erhebung der Föderalisten in der Innerschweiz, in Graubünden, Glarus und Appenzell (Stecklikrieg). Die Helvetische Republik bricht zusammen und die Regierung in Luzern flüchtet nach Bern vor den vorrückenden, von Österreich unterstützten Truppen der Revolutionsgegner.
1802 August/September
Ochs hält sich mit seiner Schwester Sibylle bei seinem Sohn Albert in Bern auf während der Belagerung der Stadt durch die föderalistischen Truppen. Nach der Kapitulation der Helvetischen Republik gelingt es Ochs, zusammen mit der Helvetischen Regierung nach Lausanne zu flüchten. Er verbrennt zahlreiche Papiere und Briefe. In Lausanne erfährt er vom Putsch der «Altgesinnten» in Basel vom 21. September. Von Lausanne reist er weiter nach Savoyen und Genf. Er erfährt, dass Albert bei Zürich in Kriegsgefangenschaft geraten ist.
1802 September 21
Putsch der «Altgesinnten» in Basel unter dem 1798 zurückgetretenen Bürgermeister Andreas Merian-Iselin. Der helvetische Regierungsstatthalter Samuel Ryhiner und der Präsident der Munizipalität fliehen aus der Stadt; Ryhiner nach Liestal. Merian übernimmt das Präsidium der Munizipalität und damit de facto die Regierung der Stadt.
1802 September 30
Napoleon schaltet sich in den Bürgerkrieg ein: Er kündigt in der Proklamation von Saint-Cloud seine Vermittlung an. Er befiehlt die Niederlegung der Waffen, reaktiviert die helvetische Verfassung und lädt die Kantone zu Verhandlungen über eine neue Verfassung zur Consulta nach Paris ein.
1802 Ende Oktober
Da die Tagsatzung der Aufständischen in Schwyz passiven Widerstand leistet, wird die Schweiz erneut von französischen Truppen besetzt.
1802 Oktober/November
Ochs kehrt nach Bern zurück, wo Anfang November sein Sohn Albert zu ihm stösst. Ochs schreibt eine Adresse an Napoleon, unterzeichnet von 49 Mitbürgern.
1802 November 13
Die 1801 geschaffene Basler Kantonaltagsatzung wählt als Abgeordneten an die Consulta den konservativ gesinnten Bernhard Sarasin und den Unitarier Johann Jacob Schmid. Die Wahl wird von den «altgesinnten» Föderalisten, die die Wiederherstellung vorrevolutionärer Verhältnisse verlangen, boykottiert. Schmid lehnt seine Wahl ab, sodass nur Sarasin bleibt, aber ohne klare Instruktionen. Ochs reist am 13. November mit dem Solothurner Xaver Zeltner und dem Zürcher Johann Heinrich Pestalozzi an die Consulta; Ochs besitzt – im Gegensatz zu Sarasin – ein ausformuliertes Mandat von 5 protestantischen Solothurner Gemeinden und einen schriftlichen Auftrag der Munizipalität Sissach.
1802 Dezember 8
In einem Brief wendet sich Ochs an Aussenminister Talleyrand, als Beilage schickt er die «Fragments d'un Project de constitution pour la république helvetique» mit. Ochs vertritt eine möglichst zentralistische Staatsorganisation; die Legislative sollte alle sozialen Gruppen und Regionen proportional enthalten, was durch das Los bei Wahlen in Regierungsstellen und Beamtungen abgesichert würde.
1802 Dezember 10
Eröffnung der Consulta in Paris: Napoleon macht in seiner Erklärung ganz deutlich, dass er nur eine föderalistische Lösung zulassen werde unter Wahrung des revolutionären Gleichheitsprinzips. Nach dem 10. Dezember erarbeitet Ochs deshalb nach den föderalistischen Vorgaben Napoleons Verfassungen für Basel und Solothurn aus. Bernhard Sarasin reicht hingegen einen Verfassungsentwurf ein, der die Bevorrechtung der Stadt de facto wieder herstellt durch einen restriktiven Zensus. Er würde darin von Bonaparte unterstützt, wie er nach Basel schreibt.
1803 Januar
Ochs führt bilaterale Gespräche über die Verfassung mit dem für Basel zuständigen Senator Pierre-Louis Roederer. Er vertritt dabei die Landschaft und die Stadt: Er führt eine intensive Korrespondenz mit dem ehemaligen helvetischen Regierungsstatthalter Samuel Ryhiner in Basel und beantwortet ein besorgtes Schreiben der Sissacher Munizipalität. Beunruhigung herrscht unter der Landbevölkerung wegen der Zehntablösung. In dieser Frage hält Ochs am Loskauf fest, möchte aber eine Amortisationskasse einrichten zur Entlastung der Bauern ohne Vermögen. Die Sissacher sind zufrieden mit seiner Antwort.
1803 Februar
Ochs verfasst einen Katalog mit 19 Punkten zur Benachteiligung der Basler Untertanen vor der Revolution. Diesen überreicht er nicht nur den Mediations-Kommissaren, sondern schickt ihn auch an La Harpe, der ihn in einem Brief an den Zaren Alexander I. weiterleitet.
1803 Februar 19
Napoleon übergibt der helvetischen Consulta die Mediationsakte (Vermittlungsakte): Die Schweiz besteht neu aus 19 Kantonen, 13 alten und 6 neuen (Aargau, Waadt, Tessin, St. Gallen, Thurgau, Graubünden). Bundesbehörden sind die Tagsatzung und der Vorort mit dem Landammann der Schweiz; die Kantone sind weitgehend souverän, aber Sonderbündnisse der Kantone sind ausdrücklich verboten. Als Errungenschaft der Revolution bleiben die Abschaffung der Untertanenverhältnisse und die Gewährleistung einzelner persönlicher Rechte wie das allgemeine Schweizer Bürgerrecht, Rechtsgleichheit, Niederlassungs-, Verkehrs-, Handels- und Gewerbefreiheit. Die Mediationsakte wird ohne Volksbefragung eingeführt, von Napoleon garantiert und ist ohne Revisionsartikel.
1803 Februar 26
Ochs verlässt Paris am 26. Februar und reist über Metz nach Strassburg, wo er sich länger bei seiner Schwester aufhält. Er verfasst vermutlich in dieser Zeit das helvetische Nationaldrama: «Zeltner ou la prise de Soleure». Er reflektiert darin über die gescheiterte Revolution, verteidigt ihre Anliegen und versucht die Republik und die eigene Politik zu legitimieren.
1803
Der 21-jährige Friedrich Ochs verlässt nach einer Ausbildung zum Miniaturen-Maler Paris und reist über Amsterdam nach Hamburg, wo er sich 2 Jahre aufhält.
Das Volksmandat 1803–1812
1803 Februar 25
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss im Gefolge des Friedens von Lunéville von 1801, der den Zweiten Koalitionskrieg beendet hat, löst sich das alte Heilige Römische Reich deutscher Nation auf. Im Reichsdeputationshauptschluss wird festgesetzt, dass die weltlichen Fürsten für ihre im Frieden von Lunéville vereinbarten linksrheinischen Gebietsverluste an Frankreich abgefunden werden sollen. Dies geschieht durch Säkularisation kirchlicher sowie durch Mediatisierung kleinerer weltlicher Herrschaften bisheriger Reichsstände rechts des Rheins. Der Reichstag akzeptiert den Deputationshauptschluss am 25. März. Insgesamt werden 2 Kurfürstentümer, 9 Hochstifte, 44 Reichsabteien und 45 Reichsstädte aufgelöst. 45’000 km² Land und fast 5 Millionen Menschen erhalten neue Landesherren.
1803 März
Amtsantritt des zum Landammann ernannten Freiburger Föderalisten Louis d'Affry, das offizielle Ende der Helvetischen Republik. Auf eine Abstimmung über die Einführung der Mediationsverfassung verzichtet Napoleon.
1803 März 10
Napoleon ernennt für den Kanton Basel den konservativen Hans Bernhard Sarasin zum Präsidenten der provisorischen Regierungskommission, die die Regierungsgeschäfte interimistisch führt und die Wahlen für das neue Kantonsparlament durchführen soll. Mit der Wahl Sarasins fördert Napoleon eine restaurative Wende in Basel. Einziger «Patriot» (Selbstbezeichnung der Revolutionäre) in der Kommission und zugleich einziger Landschäftler ist Johann Jakob Schäfer. Sofort nach Übernahme der Geschäfte ersetzt die Kommission die dreifarbige Fahne der Republik durch die alte zweifarbige und siegelt wieder mit dem alten Stadtsiegel.
1803 April 11
Noch in Strassburg wird Ochs von der Liste der mittelbaren Grossräte durch das Los als Letzter in den Grossen Rat gewählt. Sobald er von seiner Wahl hört, reist er ab und kommt am 15. April in Basel an.
1803 April 19
Vom Grossen Rat wird Ochs in den Kleinen Rat gewählt, und als Kleinrat in den Staatsrat, die eigentliche Regierung. Er wird zudem Mitglied des Deputatenamts, des Sanitätskollegiums, Präsident des Ehegerichts und Vizepräsident des Justiz- und Polizeikollegiums. Zwei ultrakonservative Bürgermeister werden gewählt: Hans Bernhard Sarasin und Andreas Merian-Iselin. Im Kleinen Rat sind von 25 Räten nur gerade 8 Landbürger. Ochs denkt wieder darüber nach auszuwandern, enttäuscht von der konservativen Wende in der Basler Politik.
1803 April
Auf der Landschaft kommt es zu Unruhen, weil die Bevölkerung sich gegen die Rekrutierung von Soldaten wehrt, die den Aufstand der Zürcher Seegemeinden niederschlagen soll (Bockenkrieg). Ochs wird – wie schon beim Bodenzinssturm 1800 – für die Unruhen auf der Landschaft verantwortlich gemacht. Der Baselbieter Kleinrat Johann Jacob Schäfer wird sogar verhaftet.
1803 April
In seiner Funktion als Präsident des durch die Mediationsakte wieder eingeführten Ehegerichts erhält Ochs den Auftrag, die Ehegerichtsordnung von 1747 zu revidieren.
1803 August
Ochs benutzt die Rede, die er bei der Amtseinsetzung des Statthalters des Rats, der Richter und Gemeinderäte halten muss, um öffentlich das Prinzip der Volkssouveränität zu verteidigen, das durch die konservative Entwicklung der Basler Politik infrage gestellt ist.
1803 August
Aufdeckung einer royalistischen Verschwörung gegen Napoleon um Georges Cadoudal, Jean-Charles Pichegru, General Jean-Victor Moreau und Louis Antoine Henri de Bourbon, Herzog von Enghien.
1803 September 27
Militärkapitulation und Defensivallianz der Schweiz mit Frankreich, wodurch Napoleon erneut die Neutralität verletzt und die durch den Friedensvertrag von Lunéville garantierte Unabhängigkeit einschränkt.
1803 Dezember
Die städtischen Zünfte werden in Basel wiederhergestellt.
1804 Januar 1
In der französischen Kolonie Saint-Domingue kommt es wegen der Beibehaltung der Sklaverei durch den am 4. Februar 1794 beschlossenen Code Noir und Napoleons Duldung der Sklaverei zu Aufständen. Am 1. Januar erklärt sich die Kolonie für unabhängig unter dem neuen Namen Haiti. Napoleon verfügt 1805 die weitere Anwendung des Code Noir, weshalb in den französischen Kolonien die Sklaverei bis 1848 erlaubt bleibt.
1804 März 21
Einführung des Code Civil in Frankreich durch Napoleon.
1804 März 22
Salome Ochs-Vischer stirbt in Paris, Peter Ochs erfährt durch einen Brief seines jüngsten Sohnes Eduard am 28. März vom Tod seiner Frau. Sie wird in seiner Abwesenheit im Friedhof Montmartre begraben. Ochs reist am 4. April nach Paris, um sich um die Unterbringung der Kinder zu kümmern, die vorerst in Paris bleiben, und die Erbschaft zu klären.
1804 März/April
Während seiner Abwesenheit wird Ochs vom Fabrikanten und Grossrat Johann Christoph De Bary senior in der Rittergasse öffentlich verdächtigt, seine Frau vergiftet zu haben. Ochs erstattet sofort Anzeige beim Kleinen Rat wegen Verleumdung und verlangt eine Untersuchung, die aber im Sand verläuft.
1804 Mai 9
Der Kleine Rat überträgt die Ausarbeitung eines neuen Strafgesetzbuches der Justizkommission, die die Arbeit an eine Spezialkommission bestehend aus 2 Professoren und Ochs delegiert. Ochs hält sich vorsichtig zurück, da die beiden Professoren die Arbeit als eine inneruniversitäre Sache betrachten.
1804 Mai 18
Durch ein Plebiszit lässt Napoleon eine neue französische Verfassung ratifizieren: Die Republik macht einem erblichen Kaisertum Platz. Napoleon stellt sich bewusst in die Tradition Karl des Grossen.
1804 Juni 26
Nach dem Suizid seines Sohnes Wilhelm reist Ochs nach Paris. Ende Juli kehrt er mit seinem jüngsten Sohn Eduard nach Basel zurück, während Emma in Paris bleibt, um ihren Malkurs abzuschliessen.
1804 November
Emma Ochs verlässt Paris und kehrt nach Basel zurück. Ochs versucht sich selbst um die Erziehung und Bildung seiner beiden jüngsten Kinder Emma und Eduard zu kümmern, was sich wegen seiner Amtspflichten als schwierig herausstellt.
1804 Dezember 2
Napoleon krönt sich in Notre Dame in Paris selbst zum Kaiser von Frankreich.
1805
Friedrich Ochs verlässt Hamburg und setzt seine Wanderschaft fort und gelangt über Potsdam, Berlin, Breslau nach Riga, wo er sich für ein Jahr niederlässt. Sein Vater wird im selben Jahr Mitglied der Zehntloskaufkommission und der Universitätskommission. Bürgermeister Andreas Merian, Präsident der Universitätskommission, sabotiert deren Arbeit. 1809 warten die Mitglieder immer noch auf die Einberufung der ersten Sitzung.
1805 Mai
Albert Ochs, Ochs’ ältester Sohn, wird Kanzleisekretär.
1805 Oktober
Beginn des Dritten Koalitionskrieges: Nelson besiegt zwar die französische Flotte bei Trafalgar, aber die Allianz verliert den Landkrieg: Am 13. November zieht Napoleon kampflos in Wien ein.
1805 Dezember
Sieg Napoleons bei Austerlitz am 2. Dezember. Am 26. Dezember Friede von Pressburg: Napoleon setzt durch, dass Bayern, Württemberg und Baden, die Frankreich unterstützt hatten, mit voller Souveränität ausgestattet und damit Preussen und Österreich gleichgestellt werden. Die italienische Republik wird zum Königreich Italien.
1806
Ochs verfasst das Drama «L'Inca d'Otahis» (französisch für Tahiti), in dem Ochs über die ideale Regierungsform und religiöse Toleranz nachdenkt. Sein Sohn Friedrich verlässt Riga Richtung St. Petersburg und reist in den folgenden Jahren durch den baltischen Raum.
1806 Februar
Nach 3 Jahren Arbeit übergibt Ochs dem Kleinen Rat die von ihm revidierte Ehegerichtsordnung. Bürgermeister Sarasin verlangt eine Überarbeitung, lehnt dann aber auch diese zweite Fassung ab. Ochs ist erleichtert, als er Ende Jahr durch das Los aus dem Ehegericht ausscheiden kann.
1806 Februar 3
Fritz de Dietrich, Ochs’ Patensohn und ältester Sohn von Ochs’ Schwester Sibylle, stirbt in Strassburg, eine Katastrophe für Ochs und die Familie seiner Schwester, auch weil Fritz die Eisenwerke der de Dietrich führte.
1806 März 6
Sibylle de Dietrich-Ochs stirbt in Strassburg, kurz nach dem Tod des Letzten ihrer 4 Kinder. Ochs ist niedergeschlagen und auch beunruhigt über die möglichen Konsequenzen in finanzieller Hinsicht.
1806 Juli 12
Abschluss des Rheinbundes zwischen Kaiser Napoleon und den Bevollmächtigten von 16 deutschen Fürsten in Paris. Der unter dem Protektorat Napoleons stehende Rheinbund erklärt am 1. August den Austritt aus dem Deutschen Reich – bis 1808 gehören alle deutschen Staaten ausser Preussen und Österreich zum Rheinbund.
1806 Oktober – 1807 Juli
Beginn des Vierten Koalitionskriegs zwischen Frankreich und dem Rheinbund gegen Preussen und Russland.
1806 November 21
Napoleon verfügt nach der Niederlage Preussens in Berlin eine vollständige Wirtschaftsblockade gegen englische Waren, die sogenannte Kontinentalsperre. Die Schweiz muss sich dem von Napoleon angeordneten Boykott anschliessen. Unter französischem Druck verbietet die Tagsatzung die Einfuhr aller englischen Manufakturwaren mit Ausnahme des für die Schweizer Textilindustrie unentbehrlichen englischen Maschinengarns.
1807
Nachdem der Grosser Rat den ersten Entwurf eines neuen Strafgesetzbuches als zu konservativ abgelehnt hatte, wird Ochs, Vizepräsident der Justizkommission, die Redaktion eines zweiten Entwurfs übertragen. Ochs lässt sein 1806 verfasstes Drama «L'Inca d'Otahis» drucken, mit einer Widmung an Napoleon auf der Titelseite.
1807 Januar
In einem Brief an Louise-Amélie de Dietrich-de Berkheim, Witwe seines Neffen Fritz, beschreibt Ochs die Lebensumstände seiner Familie in Basel mit den Worten: «notre manière de vivre approche de l'état de misère».
1807 März
Ochs beginnt mit der Arbeit am Opernlibretto «Prométhée», das in der Schlussszene eine Art Apotheose des russischen Zaren Alexander I. und Napoleons als Begründer des europäischen Friedens enthält.
1807 Juli 7
Der Friede von Tilsit zwischen Napoleon und Zar Alexander I. beendet den Vierten Koalitionskrieg: Der russische Kaiser akzeptiert den Rheinbund und das neu gegründete Herzogtum Warschau als napoleonische Vasallen und tritt der Kontinentalsperre bei. Das Staatsgebiet Preussens wird auf die Hälfte reduziert.
1807 Oktober
Der in Zürich erscheinende «Erzähler» zitiert mehrere Stellen aus Ochs’ Drama «L’Inca d’Otahis» und benützt sie, um Napoleon nach dem Frieden von Tilsit als Garanten der Errungenschaft der Revolution in der Schweiz darzustellen.
1808
Ochs kann die 1796 liegen gelassene Arbeit an einer neuen Schulordnung für die Landschulen abschliessen, muss allerdings zahlreiche Kompromisse eingehen, um sie für die Landschulen durch die Räte zu bringen. Das Gesetz bringt jedoch wesentliche Verbesserungen: Alle Schulen sind der staatlichen Aufsicht unterstellt, nicht mehr nur die Deputatenschulen. Der Unterricht beschränkt sich nicht mehr nur auf das Auswendiglernen des Kathechismus. Kindern armer Familien wird 2/3 des Schulgeldes erlassen und die Kinder dürfen die Schule nur nach einer Prüfung verlassen, die zeigt, dass sie korrekt schreiben und lesen können. In Sissach wird ein Lehrerseminar eröffnet. Für die Landlehrer verfasst Ochs ein «Kleines Handbuch für die Landschulen des Cantons Basel». Gleichzeitig schreibt Ochs die Komödie «L'Homme à l'heure», die während des kurzen Aufenthalts von Napoleon in Basel im November 1797 in einem Gasthaus in der Spalenvorstadt spielt.
1808 Mai
Frankreich besetzt Spanien. Joseph Bonaparte wird von Napoleon als spanischer König eingesetzt, was einen Volksaufstand in Spanien auslöst, der von einem britischen Expeditionskorps unter Arthur Wellesley, dem späteren Duke of Wellington, unterstützt wird. Joseph Bonaparte muss fliehen.
1808 Sommer
Das Opernlibretto «Prométhée» erscheint beim einzigen in Französisch druckenden Basler «compositeur imprimeur» Thurneisen Sohn in Basel (falscher Druckort Paris im Titelblatt).
1808 Oktober
Am Fürstentag in Erfurt bemüht sich Napoleon um die von ihm abhängigen Staaten, um sich den Rücken für einen Feldzug in Spanien freizuhalten. Er rückt mit seinen besten Truppen dort ein, muss aber ohne greifbaren Erfolg gegen die spanische «Guerilla» das Land Anfang 1809 wieder verlassen.
1809 Januar
Eduard Ochs beginnt eine kaufmännische Lehre in Basel.
1809 April
Österreich marschiert in Bayern ein und löst den Fünften Koalitionskrieg aus, den Napoleon in der Schalcht von Wagram am 5. und 6. Juli 1809 zu seinen Gunsten entscheidet und damit die Hegemonie über Europa gewinnt.
1809 Mai
Ochs ist schwermütig, fühlt sich alt und verbraucht: Er verbrennt Briefe und von ihm verfasste Texte, darunter auch die 1799 entstandene Autobiographie.
1810
Ochs wird Präsident des Sanitätskollegiums. Napoleon heiratet Marie Louise von Österreich, nachdem er sich 1809 von der kinderlosen Josephine hat scheiden lassen.
1810 März/April
Emma erkrankt schwer, Ochs kann seine Tochter nicht mehr allein betreuen. Als sich ihr Zustand weiter verschlechtert, gibt er sie zur Pflege zu Freunden nach Lausanne.
1810 August
Ochs macht eine Badekur in Eptingen wegen rheumatischer Beschwerden.
1810 Oktober/November
Besetzung des Tessins durch italienische Truppen und Annexion des Wallis durch Frankreich (Département du Simplon). Die Schweiz muss sämtliche englischen Waren (Schmuggel) konfiszieren und alle Kolonialwaren mit hohen Zöllen belegen. Wachsende Arbeitslosigkeit wegen der stillliegenden Fabrikbetriebe.
1810 November
Ochs hält sich mit Emma in Strassburg auf, wo Eduard ab Dezember seine Lehre bei der Firma Klimrath frères fortsetzt und ab 1812 als Handlungsreisender tätig ist.
1810 Dezember 24
Peter Ochs erleidet einen Schlaganfall.
1810/11 Jahreswechsel
Ochs teilt die allgemein verbreiteten Ängste, Basel und die übrige Eidgenossenschaft könnten von Frankreich annektiert werden.
1811
Ochs wird erneut Präsident des Ehegerichts, ein Amt, das er bis 1813 innehat.
1811 Ende Januar
Nach 3 Wochen Angst, in geistige Umnachtung zu verfallen, ist Ochs so weit wieder hergestellt, dass er seinem Arzt eine Arie vorsingen kann.
1811 Februar 25
Tod von Bürgermeister Andreas Merian. Ochs stellt sich bewusst nicht für die Bürgermeisterwahl zur Verfügung und erklärt öffentlich seinen Wahlverzicht. Er favorisiert die Wahl von Samuel Ryhiner, der diese jedoch ablehnt. Daraufhin unterstützt Ochs den von Sarasin gegen Ryhiner aufgestellten Kandidaten Peter Burckhardt, der gewählt wird, mit 13 Proteststimmen für Ochs.
1811 Februar/März
Peter Burckhardt, der neue Bürgermeister, übernimmt das Präsidium der Universitätskommission und setzt die Reformarbeiten in Gang.
1811 März 20
Geburt von Napoleons Sohn Franz Joseph Karl in Rom. Es kommt zu Loyalitätsbezeugungen in mehreren Kantonen, auch den konservativen Hochburgen Bern, Solothurn und Freiburg. Auch in Basel gibt es aufwendige Feiern zur Geburt des Königs von Rom: einen Apéro im Haus der Kaufmannschaft (heute Stadthaus), einen Gottesdienst in der französischen Kirche mit anschliessendem Bankett mit Umtrunk und Ansprachen. Ochs trägt am Festbankett ein Gedicht vor, das Napoleon kritisiert.
1811 Juni
Während einer Badekur von Ochs in Niederbronn bei seinen Verwandten kommt sein Sohn Friedrich unerwartet nach Basel zurück.
1812
Albert Ochs wird durch das Los zum Präfekten des Distrikts Sissach gewählt. Obwohl er sich in der Staatskanzlei nicht wohl fühlt, nimmt er die Stelle nicht an. Er tritt der neu gegründeten Freimaurerloge in Basel bei. Sein Bruder Friedrich bewirbt sich vergeblich um eine Stelle als Statthalter im Bezirk Liestal. Er beteiligt sich an der Gründung der Basler Künstlergesellschaft.
1812 Januar 1
In einer Ansprache zu Ehren des neuen Landammanns Bürgermeister Peter Burckhardt lobt Ochs Burckhardt als Garant der Bewahrung der Verfassung und verteidigt seine eigene, seit 1792 vertretene Politik des labilen Gleichgewichts zwischen neutraler Unabhängigkeit und Einordnung in das französische Hegemonialsystem.
1812 Februar 22
Peter Ochs legt den im Auftrag der Justizkommission erstellten Entwurf zu einem neuen Strafgesetzbuch vor: Er umfasst 443 Seiten in 1162 Abschnitten und besteht aus einer Einleitung, einer Strafordnung inkl. Ehegerichtsordnung und einer Strafprozessordnung. Der Entwurf wird vom Justizkollegium einstimmig angenommen und an den Kleinen Rat weitergeleitet, aber von Bürgermeister Sarasin schubladisiert, womit die Revision des Strafgesetzbuches endgültig gescheitert ist.
1812 März
Neue «Militärkapitulation» der Schweiz mit Frankreich. Die Schweiz muss 12'000 Söldner stellen und darf keine Truppen in anderen Diensten halten. Beginn des Russlandfeldzuges von Napoleon.
1812 März/April
Rücktritt von Bürgermeister Hans Bernhard Sarasin, an dessen Stelle wird mit 66 Stimmen Johann Heinrich Wieland gewählt. Ochs, der diesmal auch kandidiert, erhält 17 Stimmen. Als Deputat unterstützt Ochs die Eröffnung einer Töchterschule durch die GGG. Eduard Ochs erkrankt schwer in Strassburg.
1812 Sommer
Als Mitglied der Justizkommission erreicht Ochs, dass uneheliche Kinder zu ihrem Schutz einen Vormund erhalten. Unter den neuen Bürgermeistern Peter Burckhardt und Johann Heinrich Wieland steigt sein Einfluss.
1812 September 3/4
Emma Ochs versucht sich das Leben zu nehmen; sie wird zweimal innerhalb kurzer Zeit am Rheinufer gefunden.
Restauration 1812–1816
1812 Oktober 19
Napoleon verlässt Moskau. Mit dem Rückzug der Grande Armée beginnt der Zusammenbruch des Napoleonischen Kaiserreichs.
1812 Oktober 23
Verschwörung von General Claude François de Malet in Paris: versuchter Staatsstreich gegen Napoleon mit der Behauptung, dieser sei in Russland gefallen.
1812 November
Ochs vollendet die «Baselische Landesordnung», ein Zivilgesetzbuch für die Landschaft. Er verändert kaum etwas am bestehenden Recht, weshalb sich auch kein Widerstand gegen das Werk erhebt. Ochs erhält vom Grossen Rat 24 Louisdor als Anerkennung für seine Arbeit.
1812 Dezember 19
Wahl zum Präsidenten des Deputatenkollegiums. Kurz vorher ist Ochs bereits Präsident des Konsistoriums der Französischen Kirche geworden. Damit unterstehen alle Glaubensgemeinschaften im Kanton Basel seiner direkten Aufsicht. Ochs wird zur dominierenden Persönlichkeit der Kirchen- und Religionspolitik Basels bis zu seinem Tod 1821. Obwohl Basel eine Staatskirche hat und nur die reformierte Konfession anerkennt, versucht Ochs, soweit ihm dies seine Amtskompetenzen und seine persönliche Autorität erlauben, religiöse Toleranz zu üben und Staat und Kirche möglichst zu trennen, indem er das Primat der staatlichen Aufsicht in religiösen und kirchlichen Angelegenheiten durchsetzt.
1812 Ende Dezember
Die 1805 geschaffene Universitätskommission beginnt nach der Wahl von Ochs zum Präsidenten des Deputatenamtes wieder zu arbeiten: Ochs, Johann Heinrich Wieland und Abel Merian bilden einen engeren Ausschuss.
1813
In seiner Funktion als Deputat beschäftigt sich Ochs intensiv mit der Basler Brüdersozietät und den Herrnhutern, als er entdeckt, dass sie ohne staatliche Erlaubnis eine eigene Schule eröffnet haben. Ochs veranlasst, dass die Sozietätsschule der staatlichen Aufsicht unterstellt wird und alle Pfarrer vor ihrer Anstellung einen Revers unterschreiben müssen, in keiner Verbindung zu einer separatistischen Gruppe oder unter fremder Leitung stehenden Kirche zu stehen.
1813 Februar
Friedrich Ochs wird Sekretär und Verwalter des Deputatenamtes.
1813 Mai 19
Der Grosse Rat fällt einen für die Universitätsreform wichtigen Grundsatzentscheid nach einem engagierten Votum von Peter Ochs: Die Universitätskorporation (mit eigener Gerichtsbarkeit) wird abgeschafft, die akademischen Bürger werden in die Bürgerschaft eingegliedert und erhalten damit politische Mitbestimmungsrechte. Auch wird die Universität wie alle anderen Schulen der staatlichen Aufsicht unterstellt. Die Reorganisation der Universität verzögert sich aber weiter wegen des hartnäckigen Widerstandes der Professoren. Die Schaffung einer eigenen Zunft für Akademiker scheitert wie schon 1786 am Widerstand der Handwerkerzünfte. Die Universitätsangehörigen werden deshalb auf die bestehenden Zünfte verteilt und so politisch neutralisiert.
1813 Juni 2
Ochs wird zum Statthalter des Bürgermeisters gewählt.
1813 Juni 28
Ein neues Armenpfrundhaus wird in Liestal eröffnet als Krönung von Ochs’ Bemühungen um eine Verbesserung der Unterbringung, Pflege und Ernährung der Armen im Baselbiet.
1813 Juli 25
Bei einer Kirchenvisitation äussert Ochs sich kritisch über die Herrnhuter (die in Basel in einer «Sozietät» organisiert sind und auf der Landschaft kleine «Versammlungen» unterhalten), weil sie sich von der Staatskirche absondern und sich der staatlichen Aufsicht zu entziehen suchen. Ochs spricht sich deutlich für die Unterordnung der Kirche unter den Staat aus.
1813 Oktober 15–19
Sieg der antifranzösischen Allianz über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig. Die Nachricht von der Niederlage Napoleons erreicht Basel am 28. Oktober.
1813 November 18
Nach dem Rückzug der Franzosen über den Rhein proklamiert eine ausserordentliche Tagsatzung die bewaffnete Neutralität, doch verbleiben die Schweizer Regimenter in Napoleons Heer. Die Tagsatzung hat auch keine ausreichenden Truppen, um eine effiziente militärische Besetzung der Grenze zu realisieren. Der Basler Bürgermeister Johann Heinrich Wieland-Schweighauser ist Mitglied der Gesandtschaft, die Napoleon in Paris die Neutralitätserklärung der Tagsatzung überbringt. Das von Schweizer Emigranten gegründete konservative Waldshuter Komitees (vor allem Berner Patrizier) macht in der Schweiz Propaganda für das Einrücken der Alliierten in die Eidgenossenschaft und die Wiederherstellung der vorrevolutionären Zustände.
1813 Dezember
Eine gegen den französischen Einfluss gerichtete Proklamation des Fürsten von Schwarzenberg löst im unteren Rheintal, im Sarganserland, im Bezirk Uznach und in den fürstäbtlichen Gebieten Volksbewegungen aus, die eine autonome Organisation in «Landsgemeinden» anstreben.
1813 Dezember 20
Kapitulation der an den Grenzen aufgestellten eidgenössischen Truppen.
1813 Dezember 20/21
Entlang des Rheins zwischen Schaffhausen und Basel beginnt der Durchmarsch der alliierten Truppen. Vor den Toren Kleinbasels stehend verlangen sie ultimativ Zugang zur Mittleren Brücke. In einer Nachtsitzung, über deren Bedeutung Ochs nicht informiert wird und krankheitshalber nicht teilnimmt, genehmigt die Regierung die Öffnung der Stadttore und damit die Aufgabe der Neutralität. 80'000 Mann kaiserlicher Truppen passieren daraufhin Basel. In der Stadt mit 16'000 Einwohnern werden 18'000 Soldaten stationiert.
1813 Dezember 23/24
Abdankung der Mediationsregierung in Bern und Wiederherstellung des alten Regiments, das sofort die Kantone Aargau und Waadt zur Unterwerfung auffordert.
1813 Dezember 29
Aufhebung der Mediationsverfassung durch eine eidgenössische Versammlung in Zürich: 10 alte Kantone erneuern das alte Bundesverhältnis, verzichten jedoch auf die Wiederherstellung der Untertanenverhältnisse; die neuen Kantone Aargau, St. Gallen, Thurgau, Waadt und Tessin (ausser Graubünden) treten sofort dem neuen Bundesverein bei. Zürich leitet die Geschäfte als Vorort. Requisitionen und Einquartierungen alliierter Truppen belasten die Bevölkerung.
1813 Dezember – 1814 Juni
Der von den alliierten Soldaten eingeschleppte Flecktyphus erfasst die ganze Stadt. Ochs inspiziert in seiner Funktion als Präsident des Sanitätskollegiums die Lager und Lazarette und entdeckt dort zahlreiche Leichen. Wegen der akuten Seuchengefahr ordnet er an, dass direkt neben den Feldlazaretten Gruben ausgehoben werden. Später veranlasst Ochs die Schliessung der bestehenden Friedhöfe in der Stadt und lässt für das grosse Militärlazarett im Markgräfischen Hof einen neuen Friedhof ausserhalb des St. Johannstor anlegen. In Basler Lazaretten sollen 9000 fremde Soldaten gestorben sein, am von den Soldaten eingeschleppte «Typhus» sterben etwa 800 Einwohner.
1814
Eduard Ochs kommt aus Strassburg zurück nach Basel und tritt als Commis in die Firma Merian Forcart & Hugo ein.
1814 Januar 9
Ochs bricht zu Hause zusammen. Er hat sich mit dem «Nervenfieber» angesteckt und liegt mehr als einen Monat todkrank im Bett. Er verpasst die Begrüssung der drei Kaiser in der Stadt, die prächtigen Militärparaden der Alliierten und ist auch an der Ausarbeitung der neuen Verfassung nicht beteiligt.
1814 Februar 20
Ochs ist so weit wieder hergestellt, dass er an den Sitzungen des Kriegsrates teilnehmen kann.
1814 Januar/Februar
Patrizische Gegenrevolutionen in Freiburg, Solothurn und Luzern. Diese Kantone zusammen mit Zug und den Waldstätten bilden unter Berns Führung die «Alte Schweiz» mit dem Ziel, die 13-örtige Eidgenossenschaft und die Untertanenverhältnisse wieder herzustellen.
1814 März 4
Die wichtigste politische Leistung von Ochs, die Gleichstellung der Landbürger mit den Stadtbürgern, wird mit der Annahme der neuen Verfassung aufgehoben, auch wenn Landbürger weiterhin wählen können und im Grossen Rat und in der Regierung vertreten sind. Doch der Landbevölkerung, die zwei Drittel der Kantonsbevölkerung ausmacht, stehen nur noch 2/5 der Grossratssitze zu.
1814 März
Konservative Gegentagsatzung in Luzern, Gefahr eines Bürgerkrieges. Zar Alexander I. setzt sich für die Beibehaltung der neuen Kantone ein auf Drängen von La Harpe, seinem ehemaligen Erzieher. Auf Drängen des Zaren drohen die Alliierten mit einer militärischen Intervention und erzwingen den Anschluss der «Alten Schweiz» an die Zürcher Tagsatzung.
1814 März 31
Die Alliierten nehmen Paris ein.
1814 April 6
Beginn der sogenannten Langen Tagsatzung in Zürich: restaurative Verfassungsreformen in allen alten Kantonen, Rückschritte auch in den neuen Kantonen (Wahlzensus).
1814 April 8
Napoleon dankt in Fontainebleau ab und wird nach Elba verbannt; Restauration der Bourbonen auf den französischen Thron.
1814 Mai 30
Erster Friede von Paris
1814 September 9
Unter dem Druck der alliierten Mächte wird an der Tagsatzung in Zürich der Entwurf eines Bundesvertrages gutgeheissen. Am 12. September werden Genf, Neuenburg und das Wallis in den Bund aufgenommen.
1814 September 18
Eröffnung des Wiener Kongresses, der die neue politische Ordnung Europas festlegen soll. Johann Heinrich Wieland ist Mitglied der Schweizer Delegation.
1814 Herbst
Im Sarganserland wird eine bewaffnete Volksbewegung durch eidgenössische Truppen niedergeschlagen, im Berner Oberland durch bernische Truppen.
1814 Winter
Ochs setzt die Anerkennung der Töchterschule der GGG als «obrigkeitliche Töchterschule» durch und sorgt für Subventionen und bereitet damit deren Übernahme durch den Staat vor.
1815
Rücktritt von Bürgermeister Peter Burckhardt, gewählt wird der betagte Christoph Ehinger, Ochs erhält 22 Stimmen.
1815 Januar
Das politische Übergewicht der konservativen städtischen Handwerker und Gewerbetreibenden im Grossen Rat und ihr konservativer Einfluss auf die Politik wird von Ochs beklagt.
1815 Februar
Eduard Ochs hält um die Hand der Tochter seines ehemaligen Strassburger Patrons Jean-Jacques Klimrath an, aber ohne Erfolg.
1815 März 1
Napoleon landet in Frankreich. Beginn der Herrschaft der «Cent jours». Am 20. März zieht Napoleon in Paris ein. Ochs verfolgt dies mit grosser Anteilnahme, aber gemischten Gefühlen: der Hoffnung, die Errungenschaften der helvetischen Revolution liessen sich retten, und der Melancholie über das grosse, sinnlos Unglück seit 1792.
1815 März 20
Der Wiener Kongress greift in die Schweizer Verfassungsquerelen ein: Gegen die von Bern angeführten restaurativen Kräfte diktiert der Kongress die Anerkennung der 19 Mediationskantone, die neuen Kantone müssen jedoch Entschädigungen zahlen. Der Kongress schlägt auch das Wallis, Neuenburg, Genf und Teile der Territorien des ehemaligen Fürstbistums Basel zur Schweiz, wie dies Ochs bereits 1797 in Paris vorgeschlagen hat. Der Kanton Bern wird mit dem grössten Teil des ehemaligen Fürstbistums für den Verlust seiner Untertanengebiete entschädigt; der Kanton Basel wird mit katholischen Gebieten des ehemaligen Fürstbistums im Birseck arrondiert und die Stadt Basel gegen Frankreich militärisch abgesichert. Veltlin, Bormio und Chiavenna gehen endgültig verloren.
1815 März 25
Österreich, Russland, England und Preussen erneuern in Wien ihre Allianz.
1815 April 6
Die reaktionären Kantone unter der Führung Berns fordern an der Langen Tagsatzung die Aufgabe der Neutralität und eine Kriegsbeteiligung oder zumindest eine Koalition mit den Alliierten. Der Basler Delegierte, Bürgermeister Johann Heinrich Wieland, beugt sich der Mehrheit und unterstützt die Aufgabe der Schweizer Neutralität.
1815 Mai 3 und 29
Im Grossen Rat spricht Ochs – in Anwesenheit des extra angereisten Bürgermeisters Wieland – gegen die Aufgabe der Schweizer Neutralität und gegen eine militärische Allianz mit den Alliierten und setzt sich damit durch. Ochs wird nach der Abstimmung am 29. Mai für seine Verteidigung der Neutralität öffentlich massiv angegriffen.
1815 Mai–Juli
Belagerung der Festung Hüningen durch österreichische Truppen
1815 Juni 18/19
Endgültige Niederlage Napoleons in der Schlacht bei Waterloo. Der Kommandant der Festung Hüningen beschiesst die Stadt Basel weiter. Ochs muss sein Haus bei der Schanze in den Monaten Juli und August wegen der Bomben mehrmals verlassen und im ehemaligen Steinenkloster Schutz suchen.
1815 22. Juni
Zweite Abdankung von Napoleon in Paris; er wird auf die Insel St. Helena im Südatlantik verbannt.
1815 Juni 26
Erneut passieren alliierte Truppen in grosser Zahl Basel. Beginn der Belagerung Hüningens durch Erzherzog Albrecht von Österreich.
1815 August 7
Die Lange Tagsatzung beschwört den neuen Bundesvertrag der 22 souveränen Kantone in Zürich feierlich: Bundesbehörde ist die Tagsatzung, Vororte sind Zürich, Bern und Luzern, alle 2 Jahre wechselnd, das jeweilige Regierungsoberhaupt leitet zugleich die Tagsatzung, aber ohne Titel. Persönliche Freiheitsrechte bleiben unerwähnt, es gibt keine Gewährleistung der Rechtsgleichheit. Die Bundesverfassung setzt nur fest, «so wie es ... keine Untertanenverhältnisse mehr in der Schweiz gebe, so könne der Genuss der politischen Rechte nie das ausschliessliche Privilegium einer Klasse der Kantonsbürger sein». Garantie des Fortbestandes und des Eigentums der Klöster. Keine Revisionsklausel.
1815 August 27
Kapitulation der Festung Hüningen. Die Basler schleifen die Festung.
1815 September 25
Die Evangelische Missionsgesellschaft Basel, präsidiert von Niklaus von Brunn, wird mit Genehmigung von Ochs gegründet.
1815 September 26
Gründung der Heiligen Allianz in Paris.
1815 November 20
Die Alliierten anerkennen an der Friedenskonferenz in Paris die immerwährende Neutralität der Schweiz und die Unverletzbarkeit ihrer Grenzen.
1815 Dezember 28
Übernahme des Birsecks durch Basel; damit gehören neu 8000 Katholiken zu den Kantonsbürgern, vorher gab es im Kanton nur protestantische Bürger. Die neuen katholischen Bezirke des Kantons Basel fordern die reformierte Staatskirche heraus. Ochs vertritt als Präsident des Deputatenamtes gegenüber der protestantischen Pfarrerschaft der Stadt grundsätzlich das Prinzip religiöser Toleranz, hält aber am Primat der protestantischen Staatskirche in den alten Kantonsteilen fest: Er lehnt eine staatliche Anerkennung des katholischen Kultus (Parität) ab, anerkennt umgekehrt aber das Primat der katholischen Kirche in den neuen katholischen Bezirken (Territorialprinzip), wo Protestanten nur toleriert sind.
1815
Ochs erstellt eine Liste seiner Gutachten, die nie behandelt wurden.
1816 Januar
Ochs warnt vor dem Einfluss der Erweckungspredigten Christiane von Krüdeners und veranlasst deren Ausweisung aus der Stadt. Er kritisiert besonders die Protektion, die sie durch den Polizeichef, den Sohn von Bürgermeister Wieland, geniesst. Auch Bürgermeister Johann Heinrich Wieland kritisiert er im Grossen Rat, weil er einen österreichischen Adelstitel akzeptiert hat, was gegen die Basler Verfassung verstösst.
Letzte Jahre 1816–1821
1816/1817
In den Hungerjahren 1816 und 1817 erreicht Ochs – nach zehn Jahren Kampf –, dass das Deputatenamt die Verwaltung der Güter des unterfinanzierten Armenwesens der Landschaft von derjenigen des Armen-, Kirchen- und Schulgutes der Stadt trennt, eine eigene Verwaltung einrichtet und einen zusätzlichen Fonds von 400’000 Francs äufnet. Die beiden Armenspitäler in Liestal erhalten eine jährliche Unterstützung.
1816 Februar 8/9
Albert Ochs, der älteste Sohn, möchte die Tochter eines in Basel ansässigen Bleichers aus Stäfa heiraten. Ochs zögert, in diese Heirat einzuwilligen. Albert meldet ihm am nächsten Tag seinen Verzicht, da er nicht gegen den Wunsch seines Vaters handeln möchte.
1816 März 2/3
In der Nacht vom 2. auf den 3. März erschiesst sich Albert Ochs. Als Selbstmörder steht ihm kein «ehrliches» Begräbnis zu. Er wird am 4. März in den frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang ohne Pfarrer, Trauergemeinde und Gottesdienst im Familiengrab bei der Predigerkirche beigesetzt. Logenfreunde tragen den Sarg von Ochs’ Wohnsitz auf den Friedhof. Ochs trägt schwer am Suizid des Sohnes, der ihm immer am nächsten stand.
1816 Mai
Eduard Ochs, der jüngste Sohn, assoziiert sich geschäftlich mit Johann Jacob La Roche (1774–1856), dem Gatten seiner Cousine Anna Catharina Vischer (1778–1828).
1816 Juni – August
Erneut wird Ochs zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt.
1816 August
Ochs überschreibt sein Haus unter der Schanze mit den Rebbergen seinen Söhnen Friedrich und Eduard.
1816 November 9
Ochs bittet um seine Entlassung aus der Regierung, dem Staatsrat; seine Demission wird abgelehnt.
1816 Dezember 6
Emma Ochs stürzt sich am Fischmarkt aus einem Fenster und überlebt den Sturz nur leicht verletzt. Da sie dauernd beaufsichtigt werden muss, kann Ochs sie nicht mehr zu Hause pflegen. Er gibt sie deshalb im folgenden Frühjahr für zwei Jahre zu einem Pfarrer nach Avenches.
1817 Januar
Da Ochs das Gehen wegen eines Herzleidens immer beschwerlicher wird, zieht er in eine Wohnung am Marktplatz im Haus zum Hasen neben dem Rathaus.
1817 Januar 27
Beitritt der Schweiz zur Heiligen Allianz. Dem Vorort Zürich gelingt es nur mit Mühe, die Vorbehalte des Kantons Basel zu entschärfen.
1817 April
In den Bürgermeisterwahlen verliert Ochs, Führer der liberalen Opposition, gegen den ultrakonservativen Gerbermeister Martin Wenk-Linder im 4. Wahlgang mit 47 gegen 56 Stimmen. Der Wahlsieg Wenks ist eine unmittelbare Folge der Verfassungsrevision von 1814, die die Wählerschaft der Liberalen benachteiligt.
1817 April/Mai
Im Auftrag des Staatsrates arbeitet Ochs eine Stellungnahme zur Schaffung eines schweizerischen Nationalbistums aus und nimmt im Mai als Abgeordneter Basels an der schweizerischen Konferenz in Luzern teil. Er spricht sich dort dezidiert gegen ein nationales Bistum aus. Die Konferenz kommt zu keinem Beschluss.
1817 Juni 18
Mit der Verabschiedung des «Gesetzes über die öffentlichen Lehr-Anstalten in Basel» schliesst Ochs die von ihm 1796 begonnene Reform des städtischen Schulwesens ab. Er setzt auch die Anstellung auswärtiger, qualifizierter Lehrer durch, speziell für den Fremdsprachenunterricht.
1817 Oktober/November
Ochs wendet sich wieder seiner Kantonsgeschichte zu. Aus Angst vor der Zensur möchte er die Fortsetzung der «Geschichte der Stadt und Landschaft Basel», deren Drucklegung 1792 zum Stillstand gekommen ist, ausserhalb Basels drucken lassen. Er findet jedoch keinen Verleger, da er den Druck geheim halten und auf eine Subskription verzichten möchte. Als er sich im November doch an den Verlagsleiter der Schweighauser’schen Buchhandlung in Basel, den Sohn von Bürgermeister Johann Heinrich Wieland, wendet, antwortet dieser nicht.
1817 Dezember 24
Verleger Wieland meldet sich doch noch, verlangt jedoch eine Subskription und dass er das Manuskript vor dem Druck «freundschaftlich» durchsehen kann, d.h. das Buch muss nicht nur die offizielle Zensur passieren, sondern auch die private seines Vaters, Bürgermeister Wielands, des Eigentümers der Schweighauser’schen Buchhandlung. Ochs ergibt sich in sein Schicksal und beginnt mit der Vorbereitung der Manuskripte für den Druck.
1818
Ochs wird Präsident der Notariatskammer und beantragt eine Revision der veralteten Notariatsordnung von 1765, ohne Erfolg.
1818 Februar
Die Subskription für Ochs’ Kantonsgeschichte kommt nicht voran, der Druck ist infrage gestellt.
1818 April
Bürgermeister Wieland bewegt den Rat dazu, 40 bis 50 Exemplare der Basler Geschichte zu übernehmen, und sichert damit den Druck. Ochs erteilt seinen Söhnen den Auftrag, falls er vor Abschluss des Druckes sterben sollte, Wieland das Manuskript der Geschichte Basels nur bis zum Ende des 17. Jahrhunderts auszuhändigen (im Druck bis Band 5), da er eine Zensur der nachfolgenden Teile (im Druck Band 6–8) oder sogar eine Vernichtung des Manuskripts befürchtet.
1818 Mai
Ochs’ Sohn Eduard nimmt den Namen His an, als er sich mit der Tochter seines Geschäftspartners La Roche-Vischer verheiraten möchte.
1818 Juni 24
Mit der Verabschiedung des Universitätsgesetzes schliesst Ochs die 1805 begonnene, von Bürgermeister Andreas Merian-Iselin bis zu seinem Tod 1811 hintertriebene Reform der Basler Hochschule ab.
1818 August 18
Hochzeit von Eduard Ochs/His mit Annette La Roche (1801–1844), Tochter seines Associés Johann Jakob La Roche-Vischer
1819
Die Stadt kauft auf Drängen von Ochs das Haus «Zum Sessel» im Totengässlein für die «obrigkeitliche Töchterschule», das spätere Mädchengymnasium, das so ein eigenes reguläres Schulgebäude erhält wie das Gymnasium für Knaben am Münsterplatz.
1819 Januar
Das Projekt, ein allgemeinverständliches Logikbuch für den praktischen Gebrauch zu verfassen, beschäftigt Ochs.
1819 April
Nach ihrer Rückkehr aus Avenches bringt Ochs seine pflegebedürftige Tochter Emma beim Pfarrer in Liestal unter.
1819 Mai
Beginn einer Wassersucht: Ochs tritt als Staatsrat, als Präsident des Sanitätskollegiums, als Präsident der Notariatskammer und als Präsident des Justizkollegiums zurück, bleibt aber weiterhin Präsident des Deputatenamts. Von nun an konzentriert er sich auf die Herausgabe der «Geschichte der Stadt und Landschaft Basel».
1819 Juli 7
Geburt der Enkeltochter Charlotte Antonie His (1819–1896)
1819 August
Friedrich Ochs nimmt ebenfalls den Namen His an und heiratet seine Cousine Charlotte Vischer (1789–1852). Die Ehe bleibt kinderlos.
1819 September
Nach fast 30 Jahren Pause erscheint der dritte Band von Ochs’ Kantonsgeschichte und erhält gute Kritiken.
1819 Herbst
Emma Ochs verlässt heimlich das Pfarrhaus in Liestal und flüchtet nach Oltingen zum dortigen Pfarrer, der sie zu sich nimmt.
1820 März
In Liestal kann zu Ochs’ Freude endlich eine Realschule eröffnet werden.
1820 April
Ochs nimmt seine Tochter Emma wieder zu sich, da sich der Pfarrer von Oltingen überfordert fühlt und niemand sonst ihre Pflege übernehmen will. In eine geschlossene Anstalt will Ochs Emma nicht geben, auch wenn sie im August wieder aus seiner Obhut entweicht.
1820 Mai
Der vierte Band der Basler Kantonsgeschichte erscheint .
1820 September
Geburt des Enkels Eduard His (1820–1905)
1820 Oktober
Der fünfte Band der Kantonsgeschichte erscheint, etwas später der sechste.
1820 November
Nach Rücksprache mit seinen Söhnen Friedrich und Eduard und seinen Schwägern Peter und Johann Jakob Vischer entschliesst sich Ochs, seine Tochter Emma in eine geschlossene Anstalt in Besançon zu geben, wo sie bis zu ihrem Tod 1871 leben wird.
1821 Januar
Ochs erkältet sich schwer, erholt sich aber zunächst wieder.
1821 Februar
Der Druck der beiden letzten Bände der Kantonsgeschichte verzögert sich. Ochs ist beunruhigt und fürchtet die Zensur der letzten Teile mit der Darstellung der Basler Revolution von 1798. Er schickt deshalb Paul Usteri in Zürich, dem Führer der dortigen Liberalen und Zeitungsverleger, eine eigenhändige Abschrift des letzten Bandes mit der Bitte, das Manuskript in Zürich drucken zu lassen, falls in Basel der Text zensuriert oder sein Druck untersagt würde.
1821 April
Eine schwere Erkältung zwingt Ochs erneut auf das Krankenlager. Er erholt sich nicht mehr. Als letzte Amtshandlung unterstützt er die Anstellung des im Deutschen Bund als «Demagogen» verfolgten Juristen Johann Wilhelm Snell an der Basler Universität.
1821 Juni 19
Peter Ochs stirbt im Kreis seiner Angehörigen; in seinem Testament verfügt er – wie schon sein Vater – die Öffnung seines Leichnams; er wird am 29. Juni im Familiengrab am Seitenschiff der Predigerkirche beigesetzt. Regierung und Vertreter der Universität nehmen teil, aber auch zahlreiche Landbürger. Sein Grab wird 1845 aufgehoben bei der Umgestaltung des Friedhofes der Predigerkirche in eine Promenade. Ob und wohin seine Gebeine umgebettet wurden, ist unbekannt.
1821 Juni 22
Friedrich Ochs/His schreibt an Paul Usteri in Zürich, dass der Veröffentlichung der beiden letzten Bände der Kantonsgeschichte seines Vaters nichts im Wege stehe. Der achte und letzte Band mit der Darstellung der Revolution in Basel von 1798, die Ochs als sein «Staats-Vermächtnis» bezeichnet hat, erscheint 1822. Im Schlusswort mahnt Ochs, das Vorbild dieser durch freiwilligen Machtverzicht der Stadt friedlich verlaufenen Revolution nicht zu vergessen. Er hat dabei den wachsenden Unmut der Landbevölkerung über die fortdauernde Privilegierung der Stadtbürger im Auge, einen Unmut, der sich 1830/31 in einem Bürgerkrieg entladen und 1833 zur Kantonstrennung führen wird.